Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

Übersicht über die Zeit von 1871 an. 
§ 110. Deutschlands äußere Politik bis 1888. Nach 1871 gab 
Bismarck 20 Jahre in der internationalen Politik den Ausschlag und erhielt 
der lvelt den Frieden. Trotz aller Friedensliebe rechnete er aber stets 
mit der Möglichkeit eines Krieges, der besonders vom Westen her los- 
brechen konnte. XHetz und Straßburg, seit 1872 wieder Sitz einer 
deutschen Universität, rourden deswegen neu befestigt, und der Rüsten- 
schütz gefördert. Wichtiger aber war, daß Bismarck die Freundschaft 
des Zaren für Deutschland gewann. Österreich, mit dem Bismarck sofort 
nach 1866 ein friedliches Verhältnis angestrebt hatte, näherte sich eben¬ 
falls dem neuen Reiche. Und so kam es im Jahre 1872 zu dem 
Dreikaiserbündnis. Es war ein Bündnis, „zwar ohne geschriebene ver- 
pflichtungen", aber an ihm scheiterten die Kriegsgelüste Frankreichs. Der 
russisch-türkische Krieg von 1878 mit seinen Folgen machte aber der Freund¬ 
schaft zwischen den drei Mächten ein rasches Ende. Rußland glaubte, 
es sei durch die Beschlüsse des Berliner Kongresses, auf dem Bismarck den 
„ehrlichen Makler" spielte, mit Deutschlands Hilfe übervorteilt worden, und 
zwischen Österreich und Rußland war bereits eine Entfremdung wegen der 
orientalischen Frage eingetreten; Bismarck sah sich nun bei der veränderten 
politischen Lage genötigt, anderwärts auf Deutschlands Sicherheit bedacht 
zu sein. Es kam zu einem deutsch-österreichischen Defensivbündnisse, das 
für den Kriegsfall die gegenseitige Unterstützung verbürgte. Bald darauf 
schloß sich Italien, das sich infolge der Besetzung von Tunis durch die 
Franzosen in seiner Stellung als IHittelmeermacht bedroht sah, den beiden 
deutschen Kaisermächten an. 1883 schlössen sich die drei Mächte zum Drei- 
bund zusammen, der Mitteleuropa zu einer achtunggebietenden Macht Dteibuni> 
vereinigte und den Frieden verbürgte. Bismarck konnte im Hinblick auf 
ihn am 6. Februar 1888 die Worte sprechen: „Wir Deutschen fürchten 
<5ott und sonst nichts auf der Welt." 
Mit dem Jahre 1884 begann „die Periode des Flaggenhissens", 
setzte eine tatkräftige deutsche Kolonialpolitik ein. Noch im 3ahre 1880 
hatte der Reichstag einen Antrag Bismarcks, ein deutsches handelshaus 
auf Samoa zu unterstützen, abgelehnt. Doch der im Jahre 1882 ge¬ 
gründete deutsche Kolonialverein machte es sich zur Aufgabe, das deutsche 
Volk von der Notwendigkeit und Bedeutung überseeischen Besitzes zu 
überzeugen. Im April des Jahres 1884 wurde die Erwerbung des 
Kaufmanns Lüderitz in Südwestaftika unter den Schutz des Reichs ge- „^^4«
	        
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