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Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
Hoffnung auf lviedereroberung eines Teiles von Vorpommern setzte, schloß
sich Friedrichs Gegnern an, und der Regensburger Reichstag bot gegen
Friedrich die Reichsexekutionsarmee auf, weil er mitten im Frieden den
Reichsstand Sachsen überfallen habe. So stand Friedrich fast allein einer
Welt in Waffen gegenüber, denn auf Englands Beistand mar vorab nicht
zu rechnen.
anekln- ^ufs Äußerste gefaßt, erließ der König im Januar 1757 eine Geheim¬
em instruftion an den Kabinettsminister Grafen Finkenstein, in der die Helden-
hafte Gesinnung des Königs in erschütternden Worten zum Ausdruck
kommt: „Geschähe es, daß ich getötet würde, so müssen die Dinge ihren
(Bang gehen ohne die mindeste Veränderung, und ohne, daß man bemerkt,
daß sie in anderen Händen sind, lvenn ich das Mißgeschick hätte, vorn Feinde
gefangen genommen zu werden, so verbiete ich, daß man die mindeste
Rücksicht auf meine Person nimmt, noch daß man irgendwie in Betracht
zieht, was ich etwa aus meiner Haft schreiben würde, lvenn ein solches
Unglück mir zustieße, so will ich mich für den Staat opfern, und muß man
meinem Bruder gehorchen, der wie alle meine Minister und Generale
mir mit ihrem Kopf dafür einstehen werden, daß man weder eine Provinz,
noch ein Lösegeld für mich anbietet, und daß man den Krieg fortsetzt und
feine vorteile verfolgt, ganz, als wäre ich nie auf der Welt gewesen."
Maßnahmen Friedrich, der auf eine vierfache Invasion gefaßt sein mußte, rechnete
ernstlich nur mit den Franzosen und Österreichern. Der von den Russen
drohenden Gefahr suchte er dadurch zu begegnen, daß er den Feldmarschall
L ehw al dt mit 30 000 XTTamt nach (Ostpreußen sandte. Zur Sicherung
Pommerns und der Mark gegen die Schweden unternahm er nichts. Um
den vom Niederrhein anrückenden Franzosen entgegenzutreten, wurde ein
Heer aus niederdeutschen (Truppen gebildet und unter den Oberbefehl des
Herzogs von Gumberland, eines Sohnes des Königs von England, gestellt.
Ewmarschw Friedrich selber befand sich bei der Hauptarmee, die in Böhmen ein-
Böhmen rückte. Mitte April erfolgte der Einmarsch der Preußen in drei Kolonnen.
Friedrich drang von Sachsen her durch das Erzgebirge vor, der Herzog
von Braunschweig-Bevern rückte durch die Lausitz heran, und Schwerin kam
mit seinem Heere aus Schlesien über das Riesengebirge. Die Österreicher
wichen vor den anrückenden Preußen nach Prag zurück, und Friedrich, der
sich mit Schwerin vereinigt hatte, hoffte vor den Mauern Prags die feind¬
liche Heeresmacht gänzlich vernichten zu können.
Auf den höhen östlich von Prag, die durch eine sumpfige Niederung
geschützt waren, stand das österreichische Heer unter dem (Oberbefehl des
?ra?!?s? Prinzen Karl von Lothringen, flm 6. Mai traf die preußische Hauptmacht
vor Prag ein. Der linke Flügel der Preußen, der von Schwerin kom¬
mandiert wurde, erhielt unverzüglich den Befehl, durch die Sümpfe und
Gräben gegen den Feind vorzudringen. Der Kampf wogte hin und her.
General töinterfeldt wurde schwer verwundet, und schon begannen die