32 Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
erschienen märe. Zu diesem Zweck mußte Friedrich einen weiten Um-
gehungsmarsch machen, so daß er erst mittags zwei Uhr am 3. November
bei wildem Schneesturm den Angriff beginnen konnte, während dieses
Umgehungsmarsches hatte Daun genügend Zeit gehabt, sich für einen
Kampf gegen zwei Fronten einzurichten und überschüttete infolge-
dessen den anrückenden König mit einem furchtbaren Geschützfeuer.
Seii?rrlKugdnr)er Köni9 kam in die äußerste Gefahr. Drei Pferde wurden ihm
getroffen unter dem Leibe erschossen,' eine Kartätschenkugel traf seine Brust.
Lautlos sank er vom Pferde. Entsetzt rissen ihm zwei Adjutanten
die Uniform auf; doch zum Glück hatte die Kugel den König
nicht gefährlich verletzt: der pelz und öas Samtfutter öes Rockes
hatten öie Wirkung beöeutenö abgeschwächt. Als öer König wieöer
zur Besinnung kam, sagte er zu seiner Umgebung: „Ce n'est rien",
bestieg sein Pferö unö übernahm wieöer öen Oberbefehl. Als enölich
von Süöen her Kanonenöonner erscholl, wußte Friedrich, öaß Zieten
in öen Kampf eingegriffen hatte, unö gab öeshalb öas Zeichen zu
erneutem Angriff. Darauf war Friedrichs Schlachtplan gebaut, von
Zwei Seiten tvuröe öer Feind gefaßt, unö oben auf öen höhen von
Süptitz reichten sich im Dunkel öer Nacht öie beiöen preußischen Heeres¬
abteilungen öie Hände.
Friedrich hatte um neun Uhr abenös, als öer Sieg öer Preußen nicht
mehr zweifelhaft war, öas Schlachtfelö verlassen unö schrieb am Altar öer
s|rStJi?an ^rc^e ZU (Elsnig die Siegesbotschaft an den Minister von Findenstein
5wckenstein nieder: „wir haben Daun und die Österreicher geschlagen, die Nacht ist
eingefallen, sonst würde ich mehr Umstände melden können, wir haben
viel Gefangene gemacht, ich weiß die Zahl nicht, aber begnügen Sie sich
mit der Nachricht, so wie ich Sie Ihnen gebe, morgen werden Sie die
Daun3Su*Ms (Einzelheiten erfahren." Daun, der sich auf einem Puloerkarren nach
Torgau hatte schaffen lassen, weil er in der Schlacht verwundet worden
war, trat noch in der Nacht den Rückzug an, räumte Torgau und ging in
seine feste Stellung bei Dresden.
RuS£ageloW § 21 • ^os 1761. Trotz des blutigen Sieges war Friedrichs
Friedrichs Lage so aussichtslos wie bisher, denn das Ergebnis dieses Feldzuges unter-
schied sich nicht von dem des Vorjahres. „Sechs Monate Frist" war „der
einzige Gewinn aus den unendlichen Arbeiten, Gefahren und Mühselig¬
keiten dieses Feldzuges." Das nächste Kriegsjahr mußte Friedrich den
Untergang bringen; er stand an der Grenze seiner Kräfte. Die Mittel des
iSSg Staatsschatzes waren erschöpft, hatte der König doch schon zur Münz-
Verschlechterung sich verstehen müssen und die berüchtigten „Ephraimiten"
prägen lassen, von denen es im Volksmunde hieß: „von außen schön,
von innen schlimm, von außen Friedrich, von innen (Ephraim." Um sich
die Mittel zur Fortsetzung des Feldzuges zu verschaffen, mußte das schon