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Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
Erste
Teilung
Polens
1772
Jahre 1772 zur Ausführung kam. Rußland erhielt das Land
jenseits der Düna und des vnjepr. Auf Preußen kam der
kleinste Teil, Westpreußen, das einst die Polen dem deutschen Orden ab-
„ZroS? genommen hatten. Friedrichs Erwerbung war für den preußischen Staat
Preußen von der größten Wichtigkeit, denn nun war die Brücke zwischen Ost-
preußen und der Mark geschlagen.
§24. Bayrischer Erbfolgekrieg und Fürstenbund. Die Teilung
Polens hatte Österreich und Preußen zusammengeführt,- aber bald trennten
KflSt°efnfs wieder ihre Bahrten, denn Kaiser Josef, von unruhigem Tatendrang
verzehrt, griff mit leidenschaftlichem Ungestüm den Gedanken einer Ein-
verleibung Bayerns in Österreich auf, der zuerst von dem Prinzen Eugen
nach dem Siege bei höchstädt geäußert worden war. In geheimen Unter-
Handlungen mit dem bayrischen Thronerben hatte der Kaiser diesen Ge¬
danken der Verwirklichung nahegeführt, und als am 31. Dezember 1777 mit
aussterben dem Kurfürsten Maximilian III. Joseph, dem Sohne Karls VII., die
kKim" bayrische Kurlinie ausstarb, besetzten im Einverständnis mit dem Erben,
dem Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, österreichische Truppen
einen großen Teil Bayerns.
In seiner vermessenen Siegeszuversicht glaubte der Kaiser, „daß der
König von Preußen, da er alle Türen, an die er poche, verschlossen finde,
geduldig stille sitzen und die ganze Sache zum Staunen aller Welt sehr
E?nschrei"en ruW verlaufen werde." Es kam aber anders. Friedrich versuchte zunächst,
den Kurfürsten Karl Theodor von der Übereinkunft mit Österreich ab*
zubringen, und da dieser versuch scheiterte, wandte er sich an den
nächsten Erben, den Herzog Karl von Zweibrücken, und dieser legte
dann auch beim Reichstag gegen den bayrischen Handel feierlich Protest
ein. Da aber der Einspruch des Herzogs wirkungslos verhallte, erklärte
Friedrich, als Glied des deutschen Reiches und als Bürge des west¬
fälischen Friedens, bei der Zerstückelung eines Kurstaates nicht ruhig zu¬
sehen zu können, und verlangte die Zurückziehung der österreichischen
Truppen aus Bayern. Die Unterhandlungen mit dem Kaiser führten
ZU nichts, da er seine Ansprüche auf Bayern nicht aufgab, und so sah
sich Friedrich genötigt, dem gewalttätigen vorgehen Josefs mit Gewalt
zu begegnen.
flUKrteUg«öes ^otz seiner 66 Iahre war er entschlossen, noch einmal die Mühen
eines Feldzuges auf sich zu nehmen. Sein schwächliches Alter erlaubte ihm
nicht, so zu reisen, wie er es in der feurigen Jugend getan. Er mußte sich
einer Postkutsche bedienen und gestattete auch seinen irrt Dienst des Vater¬
landes ergrauten Generalen dasselbe zu tun. „Aber am Tage einer
Schlacht," so sagte er am Tage des Ausmarsches zu der vor ihm versammelten
Generalität, „werden Sie mich Zugpferde sehen, und da hoffe ich, werden
meine Generale meinem Beispiel folgen."