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Das Zeitalter der französischen Revolution.
dem Grundbuch der französischen Revolution, bekämpfte er leidenschaftlich
jede Art der Monarchie. Die Souveränität komme dem Volke zu. Gesetzt,
es stehe ein Sürst an der Spitze der Regierung, so sei er nur ein Diener
des Volkes, der erste Beamte desselben. Oer Staat sei aus einem ver¬
trage entstanden, den Sürst und Volk geschlossen hätten.
Die Resolution bis 1795.
Vernichs- § 34. Ausbruch der Revolution. Im Juli 1787 wurde der Vor¬
stände schlag gemacht, zur Vornahme gründlicher Reformen die etats generaux,
die seit 1614 nicht zusammengetreten waren, einzuberufen. Die Re¬
gierung stimmte zu, und Necker, dem der König zum zweitenmal die
Verwaltung der Finanzen übertrug, ordnete Wahlen für die Reichsstände
an. Ihre Ankündigung rief zahllose Flugschriften hervor, unter denen
die Schrift des Abbe Sieyes berechtigtes Aufsehen erregte. Sieyes stellte
darin die Frage: „XDas ist der dritte Stand?" und gab die Antwort: „alles"
und daran reihte er die Frage: „tDas bedeutet der dritte Stand?" und
gab zur Antwort: „Nichts". Frankreich gleiche also einer umgestürzten
Pyramide, denn der Stand, der den Staat ausmache, sei rechtlos. Es
schien, als ob die Regierung sich jetzt des dritten Standes annehmen wollte,
denn dem Mrgerstande wurden ebensoviel Vertreter bewilligt wie dem
Adel und der Geistlichkeit zusammen. Nun erfolgten in ganz Frankreich
die Wahlen, und die Wähler gaben ihren Vertretern in heften (cahiers)
ihre Beschwerden und Wünsche mit.
der^Reichs- Am 5. ITtai 1789 wurde in Versailles die Versammlung der Reichs-
stände stände mit 600 Vertretern des dritten Standes und je 300 vom Adel und
der Geistlichkeit eröffnet. Die Abstimmung sollte aber nach Ständen und
nicht nach Köpfen vor sich gehen. Oer dritte Stand weigerte sich, denn was
nützte ihm da die doppelte Zahl der Abgeordneten? Wochenlang wurde
über die Abstimmung hin und hergestritten, da erklärte sich endlich kühn
der dritte Stand für die wahre Nationalversammlung und lud, als as-
semblee nationale, die anderen Stände zum Beitritt ein. Als die
Nationalversammlung am 20. Juni den Sitzungssaal, in dem die Ver¬
sammlung der Reichsstände getagt hatte, geschlossen fand, begaben sich
die Abgeordneten des dritten Standes nach dem Ballhause und schwuren,
bSqu^ Nicht eher auseinanderzugehen, als bis sie dem Lande eine Verfassung
gegeben hätten.
Nun griff der König, der sich inzwischen auf der Jagd vergnügt hatte,
iSjce Z°tzüng ein, und berief auf den 23. Juni eine seance royale. Nachdem Ludwig
manche Reformen, wie die Abschaffung der lettres de cachet, in Aussicht
gestellt Hatte, erklärte er am Schluß: „Ich befehle Ihnen, meine Herren,
sofort auseinanderzugehen und sich morgen früh in den abgesonderten
Beratungszimmern Stand für Stand zur Wiederaufnahme Ihrer Arbeiten