Full text: [7. Teil = 3. Klasse, [Schülerband]] (7. Teil = 3. Klasse, [Schülerband])

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Und tät dich eben glatt nichts scheren. 
Könntest doch allem Übel wehren, 
25 Strafftest du nur die Zügel fein. 
Sollt' ich ein Jahr nur Herrgott sein 
Und haben solche Gewalt wie du, 
Ich wollt' ganz anders schaun dazu, 
Führen baß das Regiment 
30 Auf Erden über alle Stand', 
Wollte steuern mit meiner Hand 
Raub und Wucher, Krieg und Brand, 
Wollt' Hergerichten ein reuig Leben." 
Der Herr sprach: „Petre, so sag' mir eben, 
35 Du meinst, du wolltest baß regieren? 
All irdisch Ding baß ordinieren? 
Die Frommen schützen, die Bösen plagen?" 
St. Peter tät hinwieder sagen: 
„Ja, es müßt' baß auf Erden stehn, 
40 Nit also durcheinander gehn; 
Ich wollt' viel besser Ordnung halten." — 
Der Herr sprach: „Nun, so sollst verwalten, 
Petre, die hohe Herrschaft mein; 
Für heut sollst du der Herrgott sein. 
45 Schaff und gebeut, was du nur willt, 
Sei hart und streng, sei gütig und mild, 
Gib den Fluch aus oder den Segen, 
Gib Sonnenschein, gib Wind und Regen, 
Magst strafen oder magst belohnen, 
50 Plagen oder schützen und schonen; 
In Summa: mein ganzes Regiment 
Leg' ich für heut in deine Händ'." 
Drob nimmt der Herre seinen Stab, 
Den er Petro zu Händen gab. 
55 St. Peter war des gar wohlgemut, 
Deucht sich der Herrlichkeit gar gut. 
Indem kam her ein armes Weib, 
Ganz dürr und mager und bleich von Leib, 
Barfuß, mit zerrissenem Kleide, 
60 Trieb ihr Geißlein auf die Weide. 
Als sie damit zum Scheidweg kani, 
Sprach sie: „Geh in Gottes Nam, 
Gott hüt' und schütze dich immerdar, 
Daß dir kein Übel widerfahr 
65 Von Wettern und Wölfen und bübischen Rotten!
	        
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