Viertes Kapitel.
Die Geschichte der Römer.
1. Das Land.
Die mittlere der drei südlichen Halbinseln von Enropa teilt das
Mittelmeer in eine östliche und westliche Hälfte nnd war so recht ge-
eignet, der Mittelpunkt der römischen Weltherrschaft zu werden, und die
griechisch-römische Kultur den Mittelmeerstaaten und zum Teil auch dem
mittleren Europa zuzuführen. Die verschiedenartige Natur seiner ge-
trennten Landschaften und der Mangel einer vorherrschenden mittleren
Ebene erschwerten und verzögerten dagegen die Bildung eines einheitlichen
Reiches. Die gegliederte unb hafenreiche West- und- Südküste wiesen
auf den Verkehr und Besitz von Spanien, Afrika und Sizilien hin.
Der Ostrand der Halbinsel, der von der stürmischen Adricx be¬
spült wird, ist wenig gegliedert, desgleichen der Westrand, wo das
Tyrrhenische Meer die Grenze bildet. Nur im Nordwesten, wo die
Halbinsel mit dem Festlande zusammenstößt, dehnt sich der flache Busen
von Genua aus. Eine lebhaftere Küstenentwicklung zeigt dagegen die
Umgebung von Neapel, und der Südosten weist eine Gliederung auf,
die an Griechenland erinnert. Hier befindet sich der weite Busen von
Taront, ber im Norbosten von ber Halbinsel Kalabrieu, im Süd-
Westen von ber nörblichen Hälfte ber Halbinsel Bruttium umschlossen
wird. /Die Beziehung zu den östlichen Kulturländern, besonders zu den
Griechen, fand von dieser Seite her statt, und auch die Eroberungslust
der Römer richtete sich nach der Unterwerfung von Italien nicht erst
auf die Länder am Adriatifchen Meere, sondern auf Sizilieu, Afrika
unb Spanien.
"!-Der Halbinsel schließt sich nach Norben bie weite Poebene an,
die durch die Alpen von dem übrigen Europa getrennt wird. An die
Südwestalpen setzt sich der Apennin, der in südöstlicher Richtung die
Halbinsel durchzieht und wohl „das Rückgrat Italiens" genannt wird.
Brockmann, Lehrbuch der Geschichte g