fullscreen: Abriß der Geographie zum Gebrauche für Schüler höherer Lehranstalten

216 
Europa. 
'August und nicht der Juli der wärmste Monat ist. In Palermo, einem kühlen 
Punkte Siciliens, ist der Frost sehr selten; die mittlere Jahreswärme ist gleich der 
Sommerwärme von Berlin; der Winter ist nicht kälter als der Mai in Kopen¬ 
hagen u. s. w. — Der Aetna ragt an die Schneegrenze. 
Griechenland ist, besonders auf der Ostseite, kälter als die beiden vorher 
genannten Länder. Konstantinopel, in der Breite von Neapel, hat keine Oel- und 
Orangenbäume; Frost und Schnee in der Nacht sind nicht selten. Südlicher, und 
namentlich auf den Inseln, ist es bedeutend wärmer. 
Die wärmsten Gegenden sind denmach die dem heißen Afrika gegenüberliegenden 
Küsten. Die Unterschiede in der Temperatur dieser Gegenden und der des Nor¬ 
dens sind aber im Winter viel bedeutender als im Sommer. 
§ 481. 2. Feuchtigkeit. 
In allen Küstengegenden Europas ist natürlich die Luft feuchter und Regen 
und Schnee häufiger, als im Innern des Landes; aber nirgends findet sich eine 
tropische Feuchtigkeit oder eine afrikanische Trockenheit. Im Allgemeinen nimmt 
die Regenmenge von der Küste nach dem Innern *) und von Süden nach Norden 
ab, wenn nicht örtliche Verhältnisse, wie der Einfluß von Gebirgen, z. B. in 
Skandinavien, Großbritannien, Ober-Italien, Portugal die Regenmenge bedeutend 
steigern**). — Süd-Europa hat eine auffallend trockene Zeit, den Sommer, wäh¬ 
rend vom Herbst bis zum Winter Niederschläge häufig sind; weiter nördlich fällt 
in allen Jahreszeiten Regen (oder Schnee), und zwar zeichnet sich der Sommer 
durch Regen aus, ausgenommen in der Nähe der Küste. 
Auf der Westküste Skandinaviens fällt weit mehr Regen als auf der Ost¬ 
küste, indem die feuchten Dünste von den hier herrschenden Westwinden gegen 
das Gebirge im Osten getrieben werden und sich daran niederschlagen. Ber¬ 
gen gilt daher als eine Stadt, wo es fast immer regnet; auch erzeugt der plötz¬ 
liche Wechsel der Winde und der schnelle Niederschlag der Feuchtigkeit häufig 
furchtbare Stürme, und Gewitter mitten im Winter sind eine gewöhnliche Er¬ 
scheinung. 
Auf Island, den Färöer, den Shetlands- und Orkney-Inseln ist 
die Lust feucht, nebelig und die Witterung sehr veränderlich. 
In Großbritannien steigt die Regenmenge an einzelnen Orten sehr hoch; 
der meiste fällt an den steilen, westlichen Küsten; Schnee fällt weniger als auf 
dem Festlande und bleibt nur im Norden liegen. 
§ 482. Auf dem Festlande ist die Regenmenge wenig bedeutender als z. B- 
in Schweden; nur in Holland fällt mehr Regen, und auch hier meist im Som¬ 
mer und Herbst. — An der Westküste Frankreichs ist die Regenmenge geringer, 
als in England und Holland, allein in den Gebirgen nach Osten hin bedeutender. 
— Nach Böhmen und Ungarn hin wird sie wieder so gering wie sie in Schweden 
ist. Ebenso hat das flache nordöstliche Europa nicht viel Regen (in Norddeutsch¬ 
land fallen jährlich etwa 20 Zoll). 
An vielen Stellen der Alpen, hauptsächlich am Südfuß, fällt so viel Regen, 
wie an der Westküste Englands; am nördlichen Ende des adriatischen Meeres noch 
bedeutend mehr, indem die feuchteren Südwinde au den abkühlenden Gebirgsmassen 
der Alpen ihre Dünste niederschlagen. — Au der Westseite.der Alpen ist im 
Innern die Regenmenge ebenfalls recht groß; weniger fällt au der Nordseite, und 
am wenigsten am Ost-Ende. 
*) Großbritannien und Frankreich haben ijmal so viel Regentage, als das östliche 
europäische Rußland. 
**) Columbia hat fast 5 mal so viel Regentage als Lissabon; Tolmezzo 3 mal so viel, 
als die Ebene um Venedig; Bergen 4 mal so viel als Stockholm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.