Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Stifter und einer Kultur, bie sich bereits zu einer bedeutsamen Höhe 
, entwickelt hatte. 
4. Folgen der Entdeckungen. Die Entdeckung Amerikas und des 
Seeweges nach Ostindien übten auf den Handel einen ganz gewaltigen 
Einfluß aus. Das Mittelmeer verlor seine bisherige Bedeutung für den 
^kehr; denn die Handelswege führten von jetzt ab über deu Indischen 
und Atlantischen Ozean zu den Küstenstädten des westlichen Europas. 
Der Laudhaudel wandelte sich in Seehandel um. Die großen Seestädte 
der südlichen Halbinseln gingen immer mehr zurück, und auch die süd- 
deutschen Handelsstädte, ebenso die deutsche Hansa hatten infolge der 
gänzlichen Verschiebung der Verkehrswege zu leiden. Spanien, 
Holland und England wurden die herrschenden Handelsstaaten. Der 
Schwerpunkt der Geschichte, der im Mittelalter im Reiche lag, wurde in 
die westlichen Staaten gelegt; die Idee des europäischen Gleichgewichtes 
trat immer schärfer hervor. Der Welthandel wurde das Band, das die 
Nationen verknüpfte. 
Durch die reiche Einfuhr an Edelmetallen gewann die Geld- 
Wirtschaft (Kapitalwirtschaft) über die Naturalwirtschaft einen 
entscheidenden Sieg, nnd ein bedeutendes Kapitalvermögen sammelte sich 
in den Händen reicher Kaufherren an. Da der Wert des Geldes sank, 
wurden die Lebensmittel zum Teil um das Zehnfache verteuert. 
Eine Metige früher in Europa unbekannter Erzeugnifse wnrde ein- 
geführt, Kartoffeln und Tabak, Kakao und Mais, Holzarten 
und Farbstoffe; manche Gewürze, die bisher nur die reicheren Leute 
bezahlen konnten, kamen jetzt in solchen Mengen ins Land, daß sie all- 
mählich Gemeingut aller wurden. Nebst den europäischen Haustieren 
wurden Baumwolle, Zuckerrohr und Kaffee nach den neuen 
Ländern verpflanzt, wo sie in ganz vortrefflicher Weise gediehen.1) 
2Bie die Deutschen in den vergangenen Jahrhunderten zur Be- 
siedeln«g des Ostens beigetragen hatten, so zogen sie jetzt nach dem 
Westen, der mit seinen reichen Bodenschätzen, seiner Freiheit und Un¬ 
abhängigkeit in staatlicher Hinsicht zur Auswanderung reizte. 
Die Wissenschaften, besonders Völkerkunde, Erdkunde und 
Naturbeschreibung erhielten durch die gemachten Entdeckungen 
eine große Anregung. 
Die neu entdeckten Länder, kannten noch nicht das Christentum; 
die Bewohner Amerikas waren Heiden, und über Indien hatte sich die 
0 Vergleiche die reichen Kornschätze und die immer mächtiger empor¬ 
blühende Industrie Amerikas und deren Einfluß auf die wirtschaftlichen Ver- 
Hältnisse in Europa in neuerer Zeit.
	        
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