Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

— 32 — 
Dritter Abschnitt. 
Der Istam. 
1. Mohammed, der Stifter des Islams. (622.) Während das 
Christentum int Abendlande, besonders bei den germanischen Volks- 
stammen die weiteste Verbreitung fand und sich zur schönsten Blüte ent- 
faltete, trat in Arabien ein Religionsstifter auf, durch dessen Lehre die 
christliche Religion und Kultur in ihrem Besitzstande in gefährlicher Weife 
bedroht, im Oriente aber fast vollständig vernichtet werden sollte; der 
Stifter dieser neuen Religion war Mohammed. 
Mohammed kam als Waise zu seinem Onkel Abu Talib und 
wurde zum Kaufmann herangebildet. Auf feinen Handelsreisen lernte 
er in späteren Jahren in Palästina das Judentum und bei den Griechen 
in Kleinasien die christliche Religion kennen. Weil hier aber die christ¬ 
liche Lehre durch Irrlehren verdunkelt war, zeigte sich ihm das Christentum 
nicht in seiner Reinheit; er hatte seinen wahren Geist nicht erfaßt. 
Die Landsleute Mohammeds, die Araber, waren Heiden und trieben 
Sternendienst. Außer Sonne und Mond verehrten sie einen schwarzen 
Meteorstein. Er befindet sich an der Ostecke der Kaaba, dem Würfel- 
förmigen Mittelbau der Moschee zu Mekka; nach mohammedanischer 
Sage soll er vom Erzengel Gabriel dem Abraham überbracht sein. Von 
dem Götzendienste wollte Mohammed die Araber befreien 
und ihnen eine Religion geben, die sich aus Heidentnm, Inden- 
tum und Christentum zusammensetzen sollte. Er hielt sich selber 
für einen Gesandten Gottes und glaubte, der Halbmond habe 
sich vor ihm geneigt, und er sei von Gott durch den Engel Gabriel 
beauftragt worden, der Gründer einer uenen Religion zu werden. An- 
fangs fand der neue Prophet wenige Anhänger, und als er den bis- 
herigen Dienst bei der Kaaba als einen schändlichen Götzendienst hinstellte, 
mußte er am 15. Juli 622 von Mekka nach Med!na, eigentlich 
Medina al Nebi, d. i. Stadt des Propheten, fliehen. Das Jahr der 
Flucht (Hedschra) wurde für die Mohammedaner der Ansang einer neuen 
Zeitrechnung. 
2. Der Islam. Mohammeds Lehre oder der Islam, d. i. Er¬ 
gebung in Allahs Witten, ist in dem Koran,1) dem heiligen Religions- 
*) Der Koran(-Buch), der die „Offenbarungen" Mohammeds enthält, ist 
erst nach seinem Tode zusammengestellt. Er zerfällt in 114 Suren (Psalmen), 
deren Widersprüche zu erklären die einzige Theologie der Priester (Ulemas)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.