Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem
späteren Bischof von Leitmeritz. — Knnst und Wissenschaft war sie eine
verständige und warme Förderin; Wien wurde der Sammelplatz tüchtiger
Gelehrten und der berühmtesten Komponisten lHeYdn, Gluck, Mozart,
Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater genoß ein hohes Ansehen. — Nicht
minder sorgte die große Fürstin für di? Belebung der Industrie und für
die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-
sabrik gegründet, böhmische Leinwand und Brünner Tuche waren weit über
die Grenzen Österreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer
Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und österreichi-
sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-
Fleißes nach Kleinasien und den Häfen Indiens.
3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der plötzliche Tod ihres
Gemahls, des Kaisers Franz L, erschütterte die sonst so starke Frau so sehr,
daß sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte.
Zum Mitregenten in den österreichischen Ländern ernannte sie ihren Sohn,
den späteren Kaiser Joseph II.
Ihr Lebensabend wurde noch getrübt durch die erste Teilung Polens,
an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen
Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu
verdanken ist; schon bald darauf starb sie. „Zu dir, zu dir, ich komme, Gott,
nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte.
Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben,
die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie
eine Mutter geliebt, ihren Feinden flößte sie Bewunderung ein, und wegen
ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen
Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In
Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes,
herrliches Denkmal gesetzt worden.
Kart VII. und Kranz I.
Nach dem Tode Karls VI. (S. 84) wurde Karl Albrecht von
Bayern Kaiser. Während er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als
Karl VII. krönen ließ, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als
in Frankfurt die Krönungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die Österreicher
München, wo sich Maria Theresia huldigen ließ. —Ihm folgte nach kurzer
Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias.
Die glänzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen
und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine
Bürde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-
wertes für das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrfchaft in den
österreichischen Ländern führte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei
seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-
nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens hätte er einen kleinen
Staat glücklich machen können; aber für die Größe und die verwickelten Ver-
Brockmann. Lehrbuch der Geschichte III. o