Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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Der Außenhandel lag nach wie vor in den Händen des Aus- 
landes, besonders Hollands und Englands. Überseeischen deutschen 
Handel, der sich durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg auch für die 
deutschen Kaufleute hob, betrieb in größerem Maße Hamburg. Im 
Binnenhandel waren die Leipziger und Frankfurter Messen 
von hoher Bedeutung. Letzterer wurde durch die Anlage von Kanälen 
und gegen Eude des Jahrhunderts durch gute Straßen gehoben, doch 
bildeten die vielsach recht schlechten Wege, die vielen verschiedenen Maße, 
Münzen und Gewichte und die häufigen Zollgrenzen erhebliche Hindernisse 
für den Verkehr. Als Verkehrsmittel dienten schwere Lastwagen 
ans den Straßen und plumpe Holzkähne aus den Flüssen. Das Fahren 
in den unbehilflichen Postwagen war beschwerlich und langweilig und bei 
schlechtem Wetter gefährlich. Fnßreisen machten nur kleine Leute und 
Handwerksburschen, denn die Wege waren unsicher und schlecht; reisende 
Kanslente suchten bei Bekannten ein Unterkommen zu finden. — 
Boten und Botenfrauen trugen Briefe und kleine Pakete von 
einem Orte zum andern hin und znxück und besorgten Bestellungen ver- 
schiedener Art. In den Städten ließen sich reiche Leute in Tragstühleu 
(Portechcttsen) zu Bällen, Gesellschaften und ins Theater tragen. 
4. Die Bauern. Die Lage der Bauern war nach wie vor immer 
noch eine recht traurige, da sie in völliger Leibeigenschaft lebten 
und wegen der vielen Abgaben und häufigen Frondienste für das eigene 
Fortkommen zu wenig aufwenden konnten; wegen der hoffnungslosen 
Aussicht auf Besserung ihrer Lage versanken sie in Erschlaffung uud 
Trägheit, so daß nicht die Hälfte ihrer Arbeitskraft zur Entfaltung kam. 
Wie früher mußten sie ihre Kinder zum Gesindedienst auf den Gutshof 
schicken und sich Mißhandlungen und die Verwüstung ihrer Felder durch 
Wild und Jagd gefallen lassen. Die Steuern hatten die „Herren" auf 
die Bauern abgewälzt, und ihre Fürsorge für sie ging durchweg nicht 
weiter, als sie ein Interesse an der Erhaltung dieser billigen Arbeits- 
kräste hatten. 
Armselig war die Schulbildung auf dem Lande; doch wie 
edle Menschenfreunde auch hier „die Menschenrechte" zur Geltung zu 
bringen suchten, so waren manche Fürsten bemüht, die Leibeigenschast zu 
mildern oder aufzuheben. Wenn sie nicht sofort in dieser Hinsicht ihr 
Ziel erreicht haben, so lag das an dem Widerstande, den die Gutsherren 
diesen edlen Bemühungen entgegenstellten. Die Fürsten sorgten ferner 
dafür, daß Sümpfe und Moore trocken gelegt, Ödländereien in ertrag¬ 
fähige Länder umgeschaffen wurden, daß durch den besseren Anbau und
	        
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