Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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Erwerbsleben werden dem weiblichen Teile der Bevölkerung fort- 
während neue Gebiete geöffnet, um mit dem Manne oder anch unab- 
hängig von ihm selbständig für ihr Fortkommen sorgen zu können; in 
der Industrie, im Geschäftsleben und neuerdings auch im Eisenbahn-, 
Post- und Telegraphendienste finden Frauen und junge Mädchen eine 
lohnende Beschäftigung. 
Dadurch, daß viele Gebrauchsgegenstände, die früher von der 
Fran mit den Töchtern und Dienstmägden hergestellt wurden, jetzt in 
den Fabriken schneller und billiger angefertigt werden, wurden viele weib- 
liche Kräfte im Hause überflüssig. Anderseits verlangte die Industrie, 
die sich immer krästiger entwickelte, zahlreiche Arbeitskräfte, und weil die 
männlichen nicht ausreichten, nahm man die weiblichen hinzu. Auch 
die Anforderungen, die das Leben und die Versorgung der Familie an 
den Verdienst des Mannes stellten, wurden immer größer. Zur Be- 
streitung der Ausgaben mußten Frauen uud Töchter verdienen Helsen. 
Um die gesellschastliche Stellung der Frauen zu heben, ist 
man eifrig bestrebt, ihre geistige Bildung zu sördern. Höhere Mädchen- 
schulen uud Peufionate findet man heute in allen größeren und vielen 
kleineren Städten, und jungdn Mädchen, welche sich über die genügende 
wissenschaftliche Vorbildung, die sie sich entweder durch Privatunterricht 
oder -den Besuch von humanistischen oder realistischen höheren Lehran- 
stalten angeeignet haben, ausweisen können, stehen selbst die Tore der 
Universität offen. Doch ist die Frage der wissenschaftlichen Ausbildung 
der Töchter noch eine offne. 
Der „Katholische Frane nbnnd" verfolgt den Zweck, „die 
auf verschiedenen Gebieten sich bewegende Vereinstätigkeit der katholischen 
deutschen Frauen zu einem planmäßigen Zusammenwirken zu verbinden, die 
katholischen Frauen über die gegenwärtige, das Frauengeschlecht bewegende 
^-rage aufzuklären und sie anzuregen, durch charitative und soziale 
Tätigkeit an einer Lösung derselben im Sinne der katholischen Welt- 
anschanung zu arbeiten". 
Die Frauenfrage hat unstreitig eine gewisse Berechtigung; leider 
hat sie aber auch nach verschiedenen Richtungen hin böse Auswüchse 
gezeitigt („falsche Emanzipation"). Möge die Frauenbewegung nicht 
dahin führen, die Frauen der Familie . zu entziehen, dem edlen weib- 
lichen Berufsleben zu entfremden, Zucht uud Sitte zu untergraben und 
weibliches Empfinden zu ersticken; möge sie vielmehr darin ihre höchste 
Aufgabe erblicken, wohlgebildete, charakterfeste deutsche Frauen 
zu erziehen von tiefreligiösem, edlem weiblichen Gemüte 
zum Segen für Familie, Kirche und Staat. 
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