Full text: Erzählungen aus der neuen Geschichte (Theil 2)

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ichnem Dann schlief sie einige Stunden und brachte den Rest 
KeiMrfi im i'Utr 3lL ^er beistand eines' katholischen 
Geistlichen, um den sie gebeten hatte, war ihr versagt wor- 
den dafür wollte man ihr einen Protestantischen Geistlichen 
aufbringen. Am Morgen des traurigen Tages genoß 'sie 
etne Ho w vom Papste Pius Y. geweiht, die sie längst für 
den entfchetfcenkiT SlugenBlicf aufgespart hatte. Dann legte 
sie eme reiche Kleidung an, um recht als Königin zu sterben. 
Als sie damit fertig war, trat der ©chertff*) der Grafschaft 
m thr Zimmer und sagte ihr, es sei Zeit. Sie folgte ihm 
SLn-T ^en (Zestchte, gestützt auf die Schulter zweier 
Diener denn sie litt an emer großen Schwäche in den Beinen. 
PnnV A ^ bte Grafen, die den Befehl von 
Dieser laÜm' oaU^ ^ren Haushofmeister Melvil. 
?• ! . ^ ^ l^r Zu Fußen und rang trostlos die Hände 
bei dem jammervollen Anblick. Sie entließ den redlichen 
Diener mit dem sanftesten und frömmsten Zuspruch, küßte ibn 
wollte ihn trösten und weinte selbst. Beim Eintritt in die 
Mvar^ ausgeschlagene Halle, in welcher die Blutbühne errichtet 
war, hießen die Grafen Marias Diener zurückbleiben Auf 
ihr eindringliches Verlangen erhielt sie jedoch für einige die 
tf'■ ^eugen ^reg ^obe§ sem zu dürfen. Bitterer als 
alles Übrige war ihr zuletzt die Zudringlichkeit des prote¬ 
stantischen Geistlichen, der sie wo möglich noch vor ihrem 
Tode zum protestantischen Glauben bekehren wollte. Er 
rühmte die große Gnade, die ihr Elisabeth dadurch erweise, 
das; sie noch für ihre Bekehrung sorge; denn jetzt, meinte er, 
hange es noch von ihr ab, ob sie zu den Seligen eingehen 
wolle oder zu den Verdammten. Maria hat ihn, sich und 
Jte Nicht zu belästigen, da sie entschlossen sei, im katholischen 
Glauben zu sterben. Sie betete hierauf für das Wohl ihrer 
feeele für ihren Sohn und zuletzt auch für Elisabeth, der 
sie alles verzieh. Dann ließ sie sich von ihren Frauen ent- 
Jletben; als einer der Scharfrichter helfen wollte, sagte sie 
lächelnd solcher Diener sei sie nicht gewohnt. Ein Kammer- 
sraulein band ihr schluchzend ein Tuch vor die Augen, worauf 
sie niederkniete und selber ihr Haupt auf den Block legte. 
Um dem zweiten Hiebe war es vom Körper getrennt. 
*) Eine obrigkeitliche Person. 
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