Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

Von der Ernährung und Fütterung der Tiere. 
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könnte er recht böse Erfahrungen machen. — Eine weit größere Ver⸗ 
wendung findet die Kleie von unseren Hauptbrotfrüchten. Jeder 
kennt sie und weiß, daß sie in den Mühlen zurückbleibt, nachdem das 
Mehl aus den gemahlenen Körnern herausgebeutelt ist. Ihr Wert 
wird aber noch viel verkannt. Viele Landleute halten sie für schlechter 
als die Körner, weil sie ja sozusagen nur ein Abfall der Körner ist. Sie 
halten das Mehl für viel wertvoller. Für den menschlichen Magen 
ist allerdings das Mehl brauchbarer, für das Vieh ist aber die Kleie 
erheblich besser. Also hier verhält es sich gerade umgekehrt. Für das 
Vieh ist die Kleie Hauptprodukt und das Mehl Abfall. Kleie ist min— 
destens so reich an Nährstoffen wie die Körner selbst und kostet oben— 
drein viel weniger. Die Verfütterung der Kleie ist daher sehr zu 
empfehlen, zumal da sie auch sehr gesund ist. Nur muß man darauf 
achten, daß der Müller nicht etwa den Ausputz, Schmutz und Un— 
krautsamen wieder zumischt; das geschieht leider noch sehr viel. Der 
Landmann muß dann den Schmutz extra bezahlen und hat noch dazu 
bei der Fütterung Schaden davon. Wo in der Futterration viel Ei⸗ 
weiß und Fett fehlt, da wird man allerdings mit Kleie allein nicht 
ausreichen, weil sie nicht sehr reich daran ist. Am beliebtesten ist 
Weizenkleie; weil sie leicht verdaulich und gut bekömmlich ist, den 
Verdauungsapparat anregt und Entzündungen lindert, so gibt man sie 
als Beigabe gern, wenn das übrige Futter streng und schwer be—⸗ 
koömmlich ist. Sehr reichliche Mengen können zur Bildung von 
Darmsteinen Veranlassung geben, wie das bei Müllerpferden nicht 
selten beobachtet wird. Man füttert die Weizenkleie außer an Pferde 
auch mit Vorteil an Mast- und Jungvieh. Roggenkleie ist etwas 
strenger. Die Weizenkleie wirkt als gutes Milchfutter, wenn 
man nicht mehr als 3 Pfund gibt. Rogg enkleie wirkt mehr auf 
Fleischansatz; man gibt sie daher lieber den Masttieren. Bei Jung— 
bieh ist etwas Vorsicht geboten. 
Brauerei und Brennerei liefern einige Futtermittel, die aus 
mehrfachen Gründen zu empfehlen sind. Sie sind reich an Nähr— 
stoffen und sehr gut bekömmlich. Der Brauer und Brenner nutzt nur 
ben Stoff aus, der bei der Ernährung am leichtesten zu entbehren 
ist: die Stärke, welche in Spiritus umgewandelt wird. Alle übrigen 
Nährstoffe, Eiweiß und Fett, bleiben in den Rückständen, den Trebern 
und der Schlempe. Frische Biertreber dienen hauptsächlich als 
Milchfutter, mittlere Gaben sind 25 Pfund pro Kopf. Aber auch 
auf die Güte des Fleisches wirken sie vorteilhaft. Frisch müssen die 
Treber aber sein und ja nicht sauer, sonst hat man statt Nutzen Scha⸗ 
den. Weil sie viel Wasser enthalten und sich nur kurze Zeit aufheben 
lassen, so stellt man heutzutage vielfach getrocknete Treber her; 
die sind ein wertvolles Kraftfutter und ermöglichen weite Verschick⸗ 
ung. Pferde, Rinder und Schafe fressen sie gern. Man verfüttert sie 
meist irocken. Selbstredend genügen einige Pfund (bis 6) für ein 
Stück Großvieh. 
Die Schlempe gleicht hinsichtlich ihres Nährwertes den Tre⸗ 
bern; sie muß frisch gefüttert werden, weil sie leicht säuert. Manche
	        
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