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Schlesien, und drang darauf, daß der Prinz von Lothringen
eine Schlacht liefere. Auch war der Zeitpunkt für die Öst-
reicher günstig: sie waren fast 40 000 Mann stark, während
Friedrich nicht viel über 18000 hatte. Ganz unerwartet er-
hielt er eines Tages früh um vier Uhr die Kunde, der Feind
rücke in voller Schlachtordnung heran. Die Preußen mußten
sich in der Geschwindigkeit mitten unter den feindlichen Ka-
nonenschüssen stellen, und die ersten Angriffe auf die östrei-
chischen Batterien kosteten eine Menge tapferer Krieger. Aber
die Schnelligkeit der preußischen Reiterei stürzte dafür ganze
Scharen der verwirrten Feinde auf einander, und den braven
Grenadieren glückte es, eine der fürchterlichsten Batterien
wegzunehmen. Nach einer Arbeit von fünf Stunden hatten
die Preußen den Sieg errungen, und der Feind floh ins
Gebirge. Das war die berühmte Schlacht bei Sorr, von
der Friedrich selbst gestand, daß er diesen Sieg einzig dem
Glücke und der Tapferkeit seiner braven Truppen verdankte.
Der Gewinn der Preußen bestand in zweiundzwanzig Kanonen,
zehn Fahnen und 1700 Gefangenen.
Nach einem beschwerlichen Rückzüge kam Friedrich in
Schlesien an. Da seine Feinde, zu denen in diesem Kriege
auch Sachsen gehörte, den Plan hatten, in seine Staaten ein-
zufallen, so sandte Friedrich den Fürsten von Dessau nach
Sachsen, mit dem Befehl, den Feind anzugreifen. Er selbst
zog nach Meißen. Hier ward ihm gleich nach seiner Ankunft
gemeldet, der ganze Horizont in der Gegend von Dresden
stehe in Feuer, und man höre das ferne Krachen einer ent-
schlichen Kanonade. Spät am Abend brachte ein Offizier die
Nachricht von dem Siege bei Kesselsdorf. Der alte Dessauer
hatte das sächsische Heer samt den Östreichern angegriffen.
Fürchterlich hatten die Kartätschen unter den preußischen Gre-
nadieren gewütet, allenthalben mußten die Preußen steile, mit
Schnee und schlüpfrigem Eis bedeckte Berge hinanklimmen
und dann die Sachsen mit gefälltem Bajonett zurücktreiben.
Die Dunkelheit hatte dem wütenden Gefecht ein Ende gemacht,
das für die Sieger nicht minder blutig als für die Besiegten
war. Über 5000 Tote von beiden Seiten bedeckten den
Waffenplatz' die Preußen machten 5000 Gefangene und er¬
beuteten achtundvierzig Kanonen.
Nach dieser Schlacht mußte sich Maria Theresia zum