Full text: Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form (Teil 1)

jungen Helden mit Unwillen verworfen, und der französische 
Übermut wurde durch den Ausgang der folgenden Schlacht 
hart bestraft. Die Franzosen wurden völlig geschlagen, und 
schon hatte sich fast das ganze Heer zerstreut, als Johann 
noch immer fechtend auf dem Schlachtfelde verweilte. Mit 
seiner Streitaxt alles um sich her niederschlagend, hörte er 
lange nicht auf den Zuruf derer, welche ihn aufforderten, sich 
zu ergeben; erst als er verwundet und völlig erschöpft war, 
forderte er, vor den Prinzen von Wales gebracht zu werden. 
Dieser empfing ihn nicht mit dem Stolze des Siegers, sondern 
mit einer Demut und Bescheidenheit, die ihn noch höher stellt, 
als sein glänzender Waffenruhm. Während der Abendmahl- 
zeit, die er in seinem Zelte auftragen ließ, stand er, ohne 
selber mitzuessen, hinter des Königs Sessel. Als dieser ihn 
aufforderte, sich niederzulassen, antwortete er, daß er wohl 
wisse, welche Achtung ein Vasall seinem Lehnsherrn schuldig 
sei. Er setzte darauf seinen Rückmarsch fort und hielt im 
folgenden Jahre mit seinem Gefangenen, dem König Johann, 
seinen siegreichen Einzug in London. Der König von Frank- 
reich ritt einen weißen Streithengst mit prächtigem Reitzeug, 
Eduard dagegen hatte nur einen Klepper bestiegen, und trug 
keine Auszeichnung. Doch entging er deshalb den Augen der 
Zuschauer nicht, welche den Helden von Crecy und Poitiers 
mit lautem Zurus begrüßten. In der Westminsterhalle saß 
der König von England auf seinem Throne; bei Johanns 
Eintritt stand er auf, umarmte ihn und führte ihn zu einem 
festlichen Schmaus. 
Im Jahre 1360 kam ein Friede zustande, in welchem 
Johann außer anderen Bedingungen sich verpflichtete, drei 
Millionen Goldthaler für seine Auslösung zu zahlen. Wäh- 
rend das Geld herbeigeschafft wurde, sollten seine zwei Söhne 
als Geiseln nach England gehen. Nach einer fünfjährigen 
Abwesenheit kehrte Johann in sein Reich zurück. Als jedoch 
sein zweiter Sohn, der sich als Geisel in Calais befand, von 
dort entwichen war, begab sich der König, um sein Wort zu 
halten, nach England, wo er kurz darauf starb (1364). Sein 
Leichnam wurde unter glänzender Begleitung nach Frankreich 
geschickt und zu St. Denis beigesetzt.
	        
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