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Mit großer Heeresmacht drang er durch die Gauen der
Sachsen bis an die Weser, stellte die Eresburg nochmals her
und gründete eine neue Feste an der Quelle der Lippe. Die
Sachsen stellten wieder Geiseln und ließen sich taufen.
Karl hielt sich nun so sicher, daß er (777) einen Reichstag
in Paderborn (im Lande der Engern) hielt, wobei sich die
Sachsen in großer Anzahl zur Unterwerfung einstellten.
Aber Wittekind, der tapfere Herzog der Westfalen, hatte
sich nicht eingefunden. Er war zu seinem Schwager, dem
Dänenkönig geflohen, und sein Ausbleiben deutete auf keinen
dauernden Frieden.
Während sich Karl zu Paderborn aufhielt, erschien eine
seltene Gesandtschaft. Abgeordnete Solimans, des arabischen
Statthalters von Saragossa, der vom Chalifen von Cordova,
Abderrahman, vertrieben war, kamen zum mächtigen Franken-
könig und baten um Hülfe gegen Abderrahman. Das Glän-
zende der Unternehmung reizte den christlichen Helden; er sagte
Hülse zu. Im Jahre 778 ging er über die Pyrenäen, erstürmte
Saragossa und eroberte das Land bis an den Cbro. Dann setzte
er den vertriebenen Statthalter wieder ein und ließ ihn den
Eid der Treue schwören. Die neue Eroberung schlug er
zum Frankenreiche (seit 810 spanische Mark genannt). Auf dem
Rückzüge erlitt Karl einen schweren Verlust. In den engen
Wegen durch die waldbewachsenen Höhen der Pyrenäen
ward seine Nachhut von den baskischen Gebirgsvöllern, deren
Hauptstadt die Franken zerstört hatten, in den Thälern von
Roncesvalles überfallen und niedergemacht. Unter den ge-
fallenen Führern befand sich auch der tapfere sagenberühmte
Held Roland (Rutland)*).
*) Die Sage hat ihn zu einem der zwölf Paladine Karls und
zu einem Helden von riesiger Größe gemacht. Sein Schwert Du-
randa durchhieb einen Marmorstein, ohne schartig zu werden. Als
er bei dem Überfall in Roncesvalles zum Tode verwundet war, blies
er so gewaltig in sein Horn Olivant, daß es achtMeilen weit bei
dem Hauptheere von Karl gehört wurde, aber von der Anstrengung
die Halsadern des Heldeu zersprangen. Noch heute findet man in
vielen Städten, z. B. Hamburg, Bremen, Halle, Magdeburg, söge-
nannte Rolandssäulen, steinerne, größtenteils roh geformte Bildsäulen,
die einen gewappneten Mann mit einem Schwerte in der Hand vor-