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aber ich habe Die nicht verstanden. Mein Holländisch lernte 
ich beim Schiffbaue in Saardam; doch diese Sprache lernte 
ich nicht." Auch jetzt ging er fleißig auf den Schiffswerften 
unerkannt umher, besuchte die Sammlungen von Gemälden, 
Kunstwerken und Naturalien, und die Werkstatte der Künstler. 
Manchmal sah er stundenlang den Malern zu, und Rubens, 
van Dyk (sprich van Deik), Nembrandt, van der Werf, Wou- 
vermann (sprich Wauvcrmann), Ostade, van Huysum (sprich 
Heufum), alles berühmte holländische Maler, waren seine Lieb¬ 
linge. Als seine Kathinka nach Holland nachkam, führte er 
sie in die Hütte, welche er in Saardam bewohnt hatte. Im 
folgenden Jahre erst verließ er Holland, um nach Frankreich 
zu gehen. Hier wurde er sehr zuvorkommend- behandelt. Als 
ihn der erst stebcnjährige König Ludwig 15. besuchte, nahm 
ihn der gcmüthliche Peter zwanglos auf den Arm und küßte 
ihn, worüber die an die strenge Etiquette gewöhnten Höflinge 
nicht wenig die Nase rümpften. „Ich wünsche, Sir," sprach 
Peter, „daß Sie wohl aufwachsen, und einst löblich regieren 
mögen. Vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich 
scyn." Er blieb an 6 Wochen in Paris, und wandte diese 
an, wo er konnte Nützliches zu lernen. An Hoffesten war ihm 
gar nichts gelegen. Auch besuchte er Nichclieu's Grabmal. Er 
betrachtete es mit Rührung, umarmte seine Bildsäule, und 
rief: „großer Mann! dir würde ich die Hälfte meiner Staa¬ 
ten gegeben haben, um die andere Hälfte von dir regieren zu 
lernen!" Vorzüglich bewunderte er das große Invalidenhos- 
pital. Als er nach St. Eyr kam, wünschte er die Frau von 
Maintenon, die hier alt und kränklich in Ruhe lebte, zu sehen. 
Sie verbat sich seinen Besuch, weil sie kränklich sey. Aber er 
ließ nicht nach. „Ich muß," sprach er, „der Frau meine 
Hochachtung beweisen, die es so gut mit dem Könige und dem 
Reiche meinte, und, wenn sie sich gegen die Hugenotten unge¬ 
recht bewies, nur aus Einfalt und Aberglauben fehlte." Als 
er in ihr Zimmer trat, zog er leise die Vorhänge ihres Bettes 
zurück, sttzte sich ohne Umstände zu ihren Füßen aufs Bette, 
und fragte, was ihr fehle? „Mein Alter ist meine Krankheit," 
antwortete sie mit schwacher Stimme. Peter bemerkte: das 
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