Ausgang der Kreuzzüge. 121 
vollständiges Eigentum der Fürsten und werden daher nicht selten 
wie Privatbesitz an die Erben verteilt. Daher beginnt von jetzt an die 
Zersplitterung der großen Reichslehen in kleine und kleinste Teilchen, 
und die deutsche Geschichte wird ein verworrenes Durcheinander der 
einzelnen Landesgeschichten. Einigermaßen wurde noch die Einheit 
bewahrt durch das Hervortreten einer Anzahl von Fürsten, die sich 
Kurfürsten nannten, weil sie vor den andern Fürsten die Wahl 
des deutschen Königs beanspruchten. Daß unter solchen Verhältnissen 
das deutsche Reich nach außen alles Ansehen verlor, ist leicht erklär- 
lich. Die größte Gefahr drohte zunächst von Böhmen, wo der 
Slave Ottokar eine starke Herrschaft errichtete, mit der er nach 
dem Aussterben der Babenberger auch Oestreich und wenig 
später auch Steiermark, Kärnten und Krain vereinigte. 
b. Ausgang der Kreuzzüge. Im Morgenlande erlahmte die Kraft 
der Christen zusehends. Dort wurden durch das Auftreten eines 
großen Eroberers, des Mongolen Dschingischan, gewaltige 
Bewegungen herbeigeführt, durch die endlich die christlichen Reiche 
ebenso wie das alte Khalisat der Abbasiden in Bagdad hinweggefegt 
wurden. Dschingischan, ein zweiter Attila, war aus der hinter- 
asiatischen Hochebene mit unzählbaren Scharen hervorgebrochen und 
hatte alles vor sich niedergeworfen. Als er starb (1227), reichte 1227 
sein Reich vom caspischen Meere bis China. Auch seine Nachkommen 
setzten die Eroberungen fort; Batu, der Enkel Dschingischans, drang 
in Rußland ein und unterwarf den größten Teil dieses Landes. 
Auch Polen und Ungarn verwüstete er, und eine seiner Scharen 
bedrohte sogar Deutschland. Hier trat ihr der Herzog Heinrich 
der Fromme von Liegnitz bei Liegnitz entgegen (1241). Zwar 1241 
fiel er mit dem größten Teile seines Heeres in dem furchtbaren 
Kampfe, aber die Mongolen hatten die Kraft der deutschen Ritter- 
schast gespürt und zogen daher, ohne einen weitern Angriff zu 
wagen, nach Ungarn zurück. 
Andere Mongolenführer eroberten die ganze vorderasiatische Hoch- 
ebene und Mesopotamien, wo sie dem Khalifate der Abbasiden 
ein Ende machten (1258). Während dieser Kämpfe fiel auch Jeru- 
salem wieder in die Hände der Sultane von Aegypten (1244), in 
einer Zeit, als das Abendland durch den Kampf Jnnocenz' IV mit 
Friedrich II in sich zerrissen war. Nur Ludwig IX, der fromme König 
von Frankreich, kam den bedrängten Christen des Morgenlandes zu 
Hilfe. Er unternahm einen (den sechsten) Kreuzzug (1248—1254) 1248-1254 
nach Aegypten, der aber höchst unglücklich endete, da Ludwig selbst 
in die Hände der Feinde fiel und nur durch ein großes Lösegeld 
befreit wurde. Nichtsdestoweniger unternahm er (1270) noch einmal 1270 
einen Kreuzzug gegen Tunis, vor dessen Mauern er starb. Seitdem ist 
das Schicksal der christlichen Reiche im Morgenlande entschieden. Die 
letzte christliche Stadt, Acco, wurde von den Aegyptern (1291) erobert. 
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