42 Das Frankenreich. Karl der Große. 
A. Die Kriege Karls des Großen. 
1. Karl und die Sachsen. Die Sachsen, welche noch in ihren 
alten Sitzen (f. S. 18) wohnten, waren seit Jahrhunderten die er- 
bitterten Feinde der Franken, und diese Feindschaft war, seitdem die 
Franken das Christentum und die Lehensverfassung angenommen 
hatten, nur gestiegen. Wenn daher Karl wirklich alle deutschen 
Völker unter seiner Herrschaft vereinen, wenn er das Christentum 
und die gesetzliche Ordnung in seinem Reiche fest begründen wollte, 
so war die Unterwerfung und Bekehrung des Sachsen- 
Volkes für ihn eine Notwendigkeit. Wie in ihrer Religion, waren die 
Sachsen auch in ihren Sitten und Einrichtungen den Ueberlieferungen 
der Väter treu geblieben. — Kein König stand an der Spitze des 
Volkes, das nicht einmal zu einem wohlgeordneten Ganzen geeint war, 
sondern aus 4 Hauptstämmen, Westfalen, Engern, Ostfalen und 
Nordalbingiern bestand, die zur Besprechung ihrer gemeinsamen 
Angelegenheiten in Marklo an der Weser ihren Versammlungsort 
hatten, sonst aber gesondert ihre eigenen Angelegenheiten verwalteten 
und wieder in verschiedene, fast selbständige Gaue zerfielen. Nur selten 
führten sie gemeinschaftliche Kriege unter einem zu diesem Zwecke er- 
wählten Herzoge. Von der Unterwerfung eines solchen Volkes 
konnte daher erst dann die Rede sein, wenn jeder einzelne Stamm 
besiegt war; und da die einzelnen Stämme für ihre höchsten Güter, 
ihre Religion und Freiheit, mit der größten Hartnäckigkeit kämpf- 
ten, so mußte der Kampf ein sehr langwieriger werden. In der That 
772-804 hat er fast die ganze Regierungszeit Karls, die Jahre von 772—804, 
mit einigen Unterbrechungen ausgefüllt. 
772 Den ersten Feldzug gegen die Sachsen unternahm Karl int Jahre 772. 
Er brach von Süden her in das Gebiet der Engern ein, nahm die 
feste Er es bürg an der Diemel und zerstörte ein weiter nördlich ge- 
legenes heidnisches Heiligtum, die Jrmensul. Die Engern stellten 
Geiseln und versprachen Unterwerfung. Seitdem verging fast kein 
Jahr ohne Kämpfe mit den Sachsen; denn wenn die sächsifchen Gaue, 
in welche Karl mit seinem siegreichen Heere kam, sich auch, ohne große 
Schlachten zu wagen, unterwarfen und Geiseln stellten, so ließen sie 
sich doch, wenn Karl den Rücken gewandt hatte und in andern Teilen 
seines weiten Reiches beschäftigt war, leicht von dem tapfern Herzog 
Widukind und den noch nicht berührten Gauen zum Wiederbeginne 
der Feindseligkeiten ausreizen. 
Endlich im zehnten Jahre der Kämpfe glaubte Karl am Ziele seiner 
Wünsche zu sein und vertraute der Unterwerfung der Sachsen in dem 
Maße, daß er bei einem Einfalle der Wenden zum ersten Male den 
Zuzug des sächsischen Heerbannes zu dem fränkischen Heere anord- 
trete. Allein er hatte sich getäuscht. Widukind, der während der An- 
Wesenheit Karls zu den Dänen geflohen war, erschien wieder in 
Sachsen und riß das Volk zu einem neuen Aufstände fort. Zwei
	        
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