Full text: Die neuere Zeit (Abt. 3)

Bauernkrieg. Reichstag zu Speier und Augsburg. §. 3. 9 
bald zur Ausübung, zunächst im Kurfürstentum Sachsen und in 
Hessen. In Preußen wurde der Hochmeister des deutschen Ordens, 
' Albrecht von Brandenburg, für dieselbe von Luther selbst gewonnen 
und verwandelte im I. 1525 sein Land (Ostpreußen) mit Ge- 
nehmignng seines Lehnsherrn, des Königs von Polen, in ein Welt- 
liches Herzogtum. 
Inzwischen hatten die durch neu aufgekommene Frondienste hart 
bedrängten Bauern in Schwaben und am Oberrhein Luthers Worte 
von evangelischer Freiheit und Gleichheit mißverstanden und in den 
sog. 12 Artikeln Abschaffung der Leibeigenschaft und des Herren- 
dienstes, Wahl der Prediger durch die ganze Gemeinde u. s. w. 
verlangt. Die Verweigerung des Geforderten erzeugte im I. 1525 
den Bauernkrieg, welcher sich bald verheerend von Schwaben aus 
über die Rheingegenden und Franken verbreitete. Einzelne Adelige 
wurden von den Bauern gezwungen, ihren Unterthanen die gefor- 
derten Rechte zu bewilligen. Als aber die rheinischen Fürsten sowie 
der schwäbische Bund ihre Truppen gegen sie aufboten, unterlagen 
die undisciplinierten Rotten der Bauern. 
Eben so scheiterte ein Aufstand in Thüringen, welchen der Wieder- 
täufer Thomas Münz er erregt hatte. Er bemächtigte sich in Mühlhausen 
mit Hülfe des Pöbels des Stadtregiments, plünderte die Klöster, lehrte Er- 
nährung der Armen durch die Reichen und Gemeinschaft der Güter. Die zu- 
nächst bedrohten sächsischen Fürsten sowie der Landgraf Philipp von Hessen 
schlugen seinen auf himmlischen Beistand rechnenden Anhang bei Franken- 
hausen; Münzer und die übrigen Anführer wurden gefangen nnd ent- 
hanptet (1525). 
Kurz darauf schlössen katholische Fürsten in Süd- und Nord- 
deutschend ein Bündnis zum Schutz ihrer kirchlichen Lehre; die mit 
Luther befreundeten Fürsten ahmten' dieses Beispiel zu guusteu der 
neuen Lehre nach. Der Kaiser war in den Krieg mit Frankreich 
verwickelt (s. §. 4, 2), sein Bruder Ferdinand, der Statthalter des 
deutschen Reiches, kämpfte gegen die Türken. So kam erst im 1.1529 
auf dem Reichstage zu Spei er die Religionsfrage zur eingehen- 
den Behandlung. Weil hier durch Stimmenmehrheit jede weitere 
Neuerung in Religionssachen bis zur Entscheidung eines allgemeinen 
Konzils verboten wurde, legten die Anhänger der neuen Lehre gegen 
diesen Beschluß eine Verwahrung (Protestatio«) ein, von welcher sie 
in der Folge den Namen Protestanten erhalten haben. Als nun 
im I. 1530 der Kaiser einen Reichstag nach Augsburg berief, 
um durch die Wahl Ferdinands zum deutschen Könige die Kaiser- 
würde in seinem Hause zu befestigen und die kirchlichen Angelegen-
	        
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