Karl's Kriege gegen die Sachsen. §. 16. 33
die Franken häufig in Grenzstreitigkeiten gerathen, und schon seit
Clotar I. hatten die fränkischen Könige durch wiederholte Züge bis
zur Weser die westfälischen Sachsen zur Zahlung von Tribut zu
nöthigen gesucht. Dieses Unternehmen war aber nur bei einzelnen
Gauen und nur vorübergehend gelungen. Ebenso hartnäckig wie der
fränkischen Herrschaft widersetzten sich die Sachsen der Annahme des
Christenthums, erschlugen die zu ihnen gesandten Glaubensboten und
zerstörten die erbauten Kirchen. Sobald nun durch Karlmann's Tod
die Einheit des Reiches hergestellt war, beschloß eine allgemeine
Reichsversammlung zu Worms (772) die vollständige Unterwerfung
und Bekehrung dieses letzten freien deutschen Stammes.
Der erste Krieg (772—780). In den ersten 9 Jahren des
Krieges durchzog Karl fünfmal siegreich das Land der Sachsen bis zur
Weser, später bis zur Elbe, und nahm ihre wichtigsten festen Plätze:
die Eresbnrg an der Diemel und die Sigibnrg am Zusammenflusse
der Lenne und Ruhr; auch ließ er sich Geisel zur Sicherung ihres
Gehorsams stellen. Doch war die Unterwerfung keineswegs eine
allgemeine und vollständige. Einzelne Gaue der Sachsen erneuerten
während der Feldzüge Karl's nach Italien und Spanien den Krieg
und in achten sogar verheerende Einfälle in das fränkische Reich; doch
wurden sie jedesmal wieder zurUnterwerfnng genöthigt, und durch starke
Besatzungen in festen Plätzen wurde eine Zeit lang die Ruhe gesichert.
Zweiter Krieg (782—785). Karl hielt die Sachsen so sehr
für beruhigt, daß er durch sächsische Adelige, welche er zu Grafen
ernannte, das Land regieren ließ und zur Befestigung des Christen-
thums und der fränkischen Herrschaft noch andere, dem Volke fremd-
artige Einrichtungen traf. Als nun im I. 782 die Sorben, ein
slavischer Stamm zwischen Elbe und Saale, einen Einfall in das
sächsische und thüringische Gebiet machten, sandte Karl ihnen das
Aufgebot der Ostfranken und Sachsen entgegen. Wider Erwarten
leisteten die Sachsen dem fränkischen Heere keine Kriegshülse, sondern
empörten sich unter dem Westfalen Widnkind, zerstörten die christ-
liehen Niederlassungen und tödteten die Missionäre. Dann wandten
sie sich gegen das zur Bekämpfung der Sorben ausgesandte ostfrän-
fische Heer und rieben dasselbe an der Weser (beim Berge Süntel)
fast gänzlich auf. Jetzt zog Karl selbst gegen die Sieger; Widnkind
entfloh, und der König drang durch das Land der überraschten
Sachsen ohne Widerstand bis zur Aller vor. Hier, in der Stadt
Verden, rächte er den Abfall durch die Hinrichtung von 4500
Sachsen an einem Tage. Dieses blutige Strafgericht erhöhte nur
Pütz, Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. n. 14. Aufl. 3