Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Teil 5)

Frankreich unter den letzten Bourbonen, Ludwig XVIII. und Karl X. m 
sprächen heimgekehrten Emigranten, vom Hofe begünstigt, erregten 
Unmut; vor allem aber gedachten die zahlreichen aus der Gefangen- 
schaft entlassenen Krieger Napoleons mit Sehnsucht der glorreichen 
Zeit unter ihrem ehemaligen Gebieter. Seitdem waren zwei Parteien /Z,^. v% ■ 
in unversöhnlichem Zwiste, die der Ultras, die die Regierung, so' 
wie sie vor der Revolution gewesen war, wiederherstellen wollten, 
von ihren Gegnern als weiße Jakobiner bezeichnet (in Marseille, 
Toulon, Nimes, Toulouse fielen fanatische Volkshaufen über solche 
Einwohner her, die als Protestanten, Republikaner oder Anhänger 
Napoleons galten), und die der Liberalen, die die Beibehaltung dessen 
verlangten, was man durch die schweren Opfer der Revolution er- 
rungen hatte. Ein häufiger Wechsel der Minister zeugte von dem 
Schwanken der Regierung. Während dieser Gärungen fiel der 
Herzog von Berry, der jüngste von des Königs Neffen, unter 
dem Dolche eines Fanatikers im Februar 1820. Diese Tat 
gab der Ultrapartei Veranlassung, die Grundsätze der Liberalen 
als höchst verdächtig und staatsgefährlich zu verschreien. Der König 
wurde bestimmt, ein neues Ministerium, größtenteils aus gemäßigten 
Mitgliedern der Ultrapartei, zu bilden und an die Spitze desselben 
den Grafen Villele zu stellen. Auch ließ er zur Aufrechterhaltung der 
königlichen Gewalt der Bourbonen in Spanien ein französisches Heer 
unter dem Herzoge von Angouleme bewaffnet einschreiten. 
Karl X.; Eroberung Algiers im Juli 1830. Ludwig XVIII. 
starb im Jahre 1824. Ihm folgte sein Bruder Karl X., der 
schon bei Lebzeiten Ludwigs das Steuer an sich gerissen hatte. Mit 
mittelalterlichem Pomp hatte er sich zu Reims krönen lassen. Den 
Streit der Parteien wurde unter ihm noch größer. An Villöles Stelle yfa-ytvyru 
setzte er den Fürsten Polignae, dessen Streben dahin ging, durch aus- 
wärtige Unternehmungen dem französischen Nationalstolze zu schmeicheln 
(der Ruf nach Abreißung des „linken Rheinufers" erscholl auf seine 
Anregung), vor allem aber die Aufmerksamkeit des Volkes anderswo/??^'- 
zu beschäftigen. Deshalb schickte er, unter dem Beifall der ganzen Nation,. ^ 
den General Maifon mit einem Heere nach Morea, mit dem Auftrag, 
diese Halbinsel von den Türken zu säubern und für die Griechen zu 
besetzen. Noch glorreicher war das Unternehmen gegen Algier. Seit 
Jahrhunderten hatte dieser Raubstaat mit unerhörter Frechheit an den 
Rechten der Fürsten und Völker gefrevelt. Ja, eines Tages hatte der 
Dei, das Oberhaupt des Staates, den französischen Gesandten, als dieser 
ihm wegen des Treubruches gegen seine Nation Vorstellungen machte, mit 
höhnender Verwegenheit ins Gesicht geschlagen und so die Ehre der ganzen 
Nation aufs tiefste verletzt. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Der
	        
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