Full text: Examinatorium der Geschichte (Bd. 6)

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Am 25. Juni 1630, Samstag nach Johannis, begaben sit 
sämmtliche Kurfürsten und Stände, Nachmittags 3 Uhr, auf de 
Vischofs von Augsburg Hof, wo der Kaiser wohnte. Nicht in den 
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sollte das Glaubensbekenntniß verlesen werden, und selbst aus dieße 
hieß der Kaiser sich alle entfernen, welche nicht zu den Fürsten, ihren 
Räthen oder Abgeordneten gehörten. Die beiden sächsischen Kanzle 
Dr. Brück und Dr. Baher traten in die Mitte des Gemachs, jent 
mit dem lateinischen, dieser mit dem dentschen Text der Confesfion 
Der Kaiser verlangte, daß der lateinische verlesen werden sollte; det 
Kurfürst von Sachsen aber wendete ein: man sei auf. deutschem 
Grund und Boden, darum hoffe er, seine Majestät werde auch dit 
deutsche Sprache erlauben, und nun gab der Kaiser nach. Der Kanzle! 
Baher las nun so laut und vernehmlich, daß man auch im Schloßhof— 
wo eine große Menge Menschen versammelt war, jedes Wort vet 
stehen konnte. Dergleichen zu hören, hatte man nicht verhofft. All 
falschen Vorstellungen, welche von den Feinden des evangelischen 
Glaubens so angelegentlich verbreitet worden, wurden jetzt auf einmol 
zu nichte. Der streng römisch gesinnte Herzog Wilhelm von Baiern 
sprach den Kurfürsten von Sachsen freundlich an und äußerte, alt 
er nach Hause kam: „so habe man ihm vorher nicht von diest 
Sache und Lehre gesagt.“ Er äußerte dieß auch gegen den Dr. Es 
und erinnerte ihn daran, daß er ihn vertröstet, die Lehre der Evan 
gelischen sei zu widerlegen. Als nun Dr. Eck erwiderte: „mit der 
Kirchenvätern getraue ich mirs wohl, aber nicht mit der Schrift, 
da sprach der Herzog: „so hör ich wohl, die Lutherischen sitzen au— 
der Schrift, und wir Päpstlichen daneben.“ Ueberhaupt wurden die 
Stände der Gegenseite seitdem milder gestimmt. Ja noch während 
des Reichstages erboten sich die Gesandten von Franksurt a. M. 
der Confession beizutreten; vier andere Reichsstädte aber: Heilbronn 
Kempten, Windsheim und Weissenburg traten wirklich bei. Einig 
Fürsten unter den Zuhörern, wie der Pfalzgraf Otto Heinrich 
Kurfürst Hermann von Köln, Joachim der Jüngere, Markgraf vor 
Brandenburg, selbst Pfalzgraf Friedrich, in Augsburg Präsident det 
kaiserlichen Rathes, wendeten sich venigstens später zu der evange 
lischen Kirche. Die Evangelischen aber fühlten sich durch das fest 
Band eines gemeinsamen Glaubens jetzt mehr als je innig verbunden 
Nach Matthesius und Hundeshagen.
	        
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