Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

CUtellcnlettüre: Frau v. Berg (Freundin der Königin Luise), Luise, 
Königin von Preußen, Heft 2 der „Quellenschriften", Düsseldorf, Schwann, 
Mark 1.—; Ernst Moritz Arndt, Meine Wanderungen und Wandelungen mit 
dem Reichsfreiherrn vom Stein, Heft 3 der „Quellenschriften", ebenda, Mark 
1.—; Die deutsche Erhebung 1806—1814 : Zeugnisse aus der großen Zeit, 
Hamburg, Bohsen, Mark 0,75. Schulze, Ausgewählte Briefe des Feldmar¬ 
schalls Lebrecht von Blücher, Leipzig, Voigtländer, Mark 0.60. 
Revolution, gewaltsame Umwälzung der Staatsverhältnisse: mit Blut 
ist ihre Geschichte bei den Völkern geschrieben! Keine aber war schrecklicher, 
keine zugleich folgenschwerer als die große französische, deren Zeitalter, mit 
Einschluß der napoleonischen Zeit, wir von 1789 bis 1815 rechnen. Nicht bloß 
auf Frankreich hat sie ihren Einfluß beschränkt; alle Völker des Abendlandes, 
am meisten das deutsche, sind von ihrem Wellenschläge berührt worden, und 
bis auf unsere Tage erstrecken sich ihre Wirkungen. 
Entstehung und Merlans der Revolution: Übersicht. 
1. Die Entstehung. Unter den Ursachen der furchtbaren Be¬ 
wegung spielt der Zeitgeist in Frankreich die hervorragendste Rolle. 
Die „Aufklärung", die alle Schranken der Vernunft leugnete, jegliche 
Autorität verwarf, die Gleichheit aller als Naturrecht predigte, unter¬ 
grub die Grundfesten von Staat und Kirche. Ihre Ideen, deren 
Hauptverfechter Voltaire, Montesquieu, Rousseau waren, drangen 
besonders durch eine ungeheuer verbreitete Enzyklopädie, 
d. h. ein alle menschlichen Wissenschaften und Tätigkeiten umfassendes 
sachliches Wörterbuch, unablässig bis in die untersten Schichten des 
Volkes. Umsturz, Freiheit! war die Losung. Leidenschaftlich öffnete 
man auch den demokratischen Ideen, die von Nordamerika herüber¬ 
drangen, Tür und Tor. 
Reiche Nahrung fand dieser Zeitgeist an den heillosen Zuständen 
Frankreichs. Das unumschränkte (absolute) Königtum der Ludwige 
war zu völliger Willkür entartet, der üppige Hos verschwendete die 
öffentlichen Gelder, der Staat war dem Bankrott nahe. Die oberen 
Stände, nur 1% der Bevölkerung, hatten zwei Drittel des ländlichen 
Grund und Bodens in Besitz, waren aber trotzdem im ganzen steuer¬ 
frei; alle Lasten ruhten auf den niederen, besonders den bäuerlichen 
Massen. Die Ämter waren käuflich, die Gerichte bestechlich, das Heer 
verrottet — dumpf grollt der Vulkan. 
2. Der Verlauf. Da naht der Schicksalstag von Frankreich, der 
5. Mai 1789. Von der Stunde, da in Versailles die einberufenen 
Reichsstände zusammentreten, um die finanzielle Notlage des Staates 
zu beraten, datiert der Ausbruch der Revolution. 
Und alsbald überstürzen sich die Ereignisse. Mit leidenschaft¬ 
lichem Ungestüm beginnt der Kampf des tiers 6tat um die Macht.
	        
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