Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

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In das Werk der verfassunggebenden Versammlung 
braust das Heulen des Bastillesturmes, 14. Juli; das ancien regime mit 
all seinen gutsherrlichen Rechten, Zehnten, Steuerfreiheiten sinkt 
zu Boden, und die unumschränkte Monarchie weicht der konstitu¬ 
tionell-beschränkten. Trunkene Volkshaufen holen den König Ludwig 
XVI. samt seiner Familie nach Paris. Nach dem mißglückten Flucht¬ 
versuch im Juni 1791 ist er ein Gefangener im Temple. 
Ganz im Banne des jakobinischen Pöbels steht die gesetz¬ 
gebende Versammlung: seit Oktober 1791. Die Schrecken der 
Revolution werden entfesselt; die Erstürmung der Tuilerien jagt den 
König in den Schutz der „Volksvertreter", und die grauenvollen 
„Septembermorde" künden ihm sein eigenes nahes Schicksal. 
Am ersten Tage des Nationalkonventes, 21. September 
1792, fällt das Königtum: Vive la republique! Genau vier Monate 
später führt man den unglücklichen Nachkommen des „Sonnenkönigs" 
zum Schaffott. Der schreckliche „Wohlfahrtsausschuß", dessen Seele 
erst Danton, dann Robespierre ist, türmt Greuel auf Greuel. Im 
Oktober 1793 besteigt auch Marie Antoinette den Henkerkarren. Wie 
eine losgelassene Bestie rast die sozialistische Revolution, ihre eigenen 
Kinder verschlingend. Das Land schwimmt in Blut, alle Ordnung ist 
gebrochen, alle Sicherheit vernichtet. Erst mit dem Untergänge des 
furchtbaren Robespierre, Juli 1794, beginnt der Umschwung; die 
Bestie stürzt in den Abgrund. 
Das Direktorium, feit 1795, richtet in dem zu Tode er¬ 
schöpften Lande mühsam die Ordnung einer gemäßigten Republik 
aus. An seine Stelle tritt 1799 das Konsulat. Die neue Staats¬ 
form läuft jedoch aus in die Säbelherrfchaft Bonapartes, 
eines zweiten Cromvell, und diese geht schließlich über in das 
Kaisertum, 1804. Der Kreislauf von Monarchie zu Monarchie 
ist beendet. — 
Schreiten wir von hier wieder rückwärts. 
3. Der Beginn der großen Kriegszeit. Es war im Frühjahr 
1792. Das Königtum der Bourbonen lag in den letzten Zügen, und 
unabwendbar hing das Schicksal über dem Haupte Ludwigs XVI.; 
die Männer der revolutionären „gesetzgebenden Versammlung" 
suchten den Gefangenen des Temple zu verderben. Ludwig hoffte 
auf das Ausland; da nötigte ihn das eigene Ministerium, das an 
feinem Sturze arbeitete, Franz II., dem „Könige von Ungarn und 
Böhmen“, den Krieg zu erklären. 
Franz, der eben erst den deutschen Wahlthron bestiegen, stand 
zur Rettung des Königtums auf Grund des Vertrages von Pillnitz 
bei Dresden (August 1791) im Bündnis mit Friedrichs des Großen
	        
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