Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

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Wichtige Schriftquellen sind Urkundend Aus dem Alter¬ 
tum zwar sind solcher nur wenige, aus dem Mittelalter aber sehr 
zahlreiche erhalten. Auch Denkschriften, Aufrufe, Gesandtenberichte, 
Verhandlungen sind hier zu nennen: vor allem aber Reden und 
Briefe, wie sie z. B. aus dem Altertum von Cicero herrühren. 
Und sind nicht für die neuere Zeitgeschichte eine besondere Quelle, 
allerdings eine einseitige, die Zeitungen? 
Die schriftlichen Quellen der Geschichte zu sichten und nach 
allen Seiten zu bearbeiten, besonders ihre Echtheit und das Maß 
ihrer Glaubwürdigkeit festzustellen, ist Aufgabe der geschichtlichen 
Kritik ( — Unterscheidung). 
Um an einem Beispiel zu zeigen, wie etwa unsere Kenntnis eines ge¬ 
schichtlichen Ereignisses aus alter Zeit zustande kommt, wählen wir die Varus¬ 
schlacht, 9 n. Chr. 
Vellejus Paterculus, ein römisch er Kriegsrnann, der unter dem Kaiser 
Liberins diente, erzählt in seinem wortreichen Abriß der römischen Geschichte 
zuerst von Arminius dem Cheruskerfürsten und dessen Verschwörung gegen 
die Römer. Über ihren Ausbruch selbst und die große Schlacht berichtet dann 
im Anfang des 3. Jahrhunderts der Grieche Cässius Dio. Aber seine Schilde¬ 
rung ist zunächst nur in dein sehr lückenhaft überlieferten Auszug eines Mönches 
Johannes erhalten, der im 11. Jahrhundert zu Konstantinopel lebte. Glück¬ 
licherweise benutzt die Erzählung des Eassius Dio um 1200 ausführlicher ein 
hoher byzantinischer Staatsbeamter und späterer Mönch, namens Zonäras, 
für die Abfassung eines noch erhaltenen Geschichtswerkes; aus diesem läßt 
sich der lückenhafte Auszug ergänzen. 
Nun haben die Geschichtsforscher in gelehrter Untersuchung feststellen 
müssen, daß die Berichte echt überliefert und auch glaubwürdig sind. 
Insbesondere muß Cassius Dio danach verlorengegangene zuverlässige Quellen 
benutzt haben. Auch wird sein Bericht durch Angaben des großen römischen 
Geschichtschreibers TazUus (um das Jahr 100), Naturtreue der Schilderung 
und neuere Lagerfunde auf westfälischen Boden im allgemeinen unterstützt. — 
Sammelstellen von Geschichtsquellen sind Museen, Archive 
und Bibliotheken. 
Vor allem sind die zahllosen Überreste alter Zeiten heut¬ 
zutage in wohlgeordneten Museen (b. H. eigentlich Musensitzen) 
vereinigt, und für die Erforschung kulturgeschichtlicher Zustände 
bieten ihre Sammlungen die hervorragendsten Hilfsmittel. 
Das an Denkmälern des klassischen, also griechisch-römischen 
Altertums reichste Museum ist das Vatikanische in Rom. Morgen¬ 
ländische Altertümer (Ausgrabungsfunde) birgt außer großen 
Schätzen aller Art das Britische Museum in London; durch reiche 
Kunstschätze der Vergangenheit ragt das Museum des Louvre 
in Paris hervor. 
1 Urkunde (= Erkenntnis) ist ein in bestimmter Form^die zur Beglaubigung 
dient, gehaltenes Schriftstück, z. B. Zeugnis. Testament. Vertrag.
	        
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