Altar: auf einem anderen daneben verbrennen die Chaldäer jährlich am
Feste ihres Gottes tausend Pfund Weihrauch. Es stand zu dieser Zeit in dem
Heiligtume auch noch eine zwölf Ellen [8 m] hohe Statue von gediegenem
Gold; selbst aber habe ich sie nicht gesehen."
Die ältesten Zeugnisse der babylonischen Kultur reichen etwa
viertausend Jahre v. Chr. zurück; ein Bronzefund, Tierköpfe dar¬
stellend, gehört vielleicht schon ins Ende des 5. Jahrtausends.
Im Z. Jahrtausend kommt in Nordbabylonien ein Herrscher-
geschlecht arabischen Ursprungs auf; unter ihm sehen wir die baby¬
lonische Kultur in voller Blüte etwa um 2000 bis 1800 v. Chr.
Reich entwickelt war das Kunstgewerbe. Feines Linnen und
Teppiche, Schmucksachen aus Gold und Silber, Bildwerke aus
Bronze und Marmor gab es in Babylon zu kaufen. Bildhauer
schufen Tiergestalten gar seltsamer Art: geflügelte Steinungeheuer
mit menschlichem Antlitz hüteten die Tore der Herrscherburg. Wie
mag der griechische Reisende vor ihnen gestaunt haben!
Den sterndeutenden Chaldäern schreibt man die Erfindung der
Rechenkunst, die Einteilung der Zeit in Jahr und Monate, in Tage
Stunden und Minuten zu. Auch die siebentägige Woche, den
Tierkreis, die Zerlegung des Kreises in Grade sollen sie erdacht
haben.
Die Schriftzeichen bestanden aus keilförmig zugespitzten
Strichen; mit Stäbchen ritzte man sie in Tafeln oder Würfel von
Lehm. Tausende von solchen werden jetzt besonders in London
bewahrt. Den Schlüssel zur Deutung der Keilschrift lieferte die
Siegesinschrift des Perserkönigs Dar ins an der gewaltigen Mar¬
morfelswand von Bisntun in Kurdistan; ihr Entzifferer war der
geniale Gelehrte Friedrich Grotefend, ein deutscher Oberlehrer
(1802).
Um das Jahr 2100 v. Chr., zur Zeit des Patriarchen Abraham,
hat in dieser Keilschrift ein Herrscher von Babylon, Hamuräbi,
vermutlich der König Amtaphel der Bibel, ein großes Gesetzes¬
werk in eine Steinsäule graben lassen, die im Jahre 1902 auf der
Burgstätte von Susa im Lande Elam (Persien) gefunden ist. Die
Säule befindet sich jetzt im Britischen Museum in London. Das
Gesetzeswerk ist das älteste der Geschichte, etwa 700 Jahre älter
als die Gesetzgebung Moses am Sinai, und eine der wichtigsten
Urkunden in der Entwicklung der Menschheit. Es gewährt einen
tiefen Einblick in bie Zustände des 3. Jahrtausends und macht
Babylon zum ersten Rechtsstaat ber Geschichte. In 282 Artikeln
behanbelt bas Gesetzeswerk alle möglichen Fälle: Hanbels- uno
Gelbverkehr, Schulbrecht, Eherecht, Körperverletzung u. a. Einige
Bestimmungen lauten z. B.: