Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

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Zufuhr angewiesen. So kam es, daß die korntragenden Pro¬ 
vinzen, namentlich Sizilien und Nordafrika, durch Getreide¬ 
lieferungen in unerhörter Weise ausgepreßt wurden. Aus diesen 
Lieferungen emfingen zahllose Nichtstuer ihre regelmäßigen 
Spenden. Wozu also arbeiten? Dazu waren die Sklaven da. 
Und diese Ärmsten dienten auch noch zu anderem. Seit dem 
zweiten punischen Kriege hatten sich in Rom die den Etruskern 
entlehnten Spiele der Gladiatoren oder Fechter eingebürgert. 
Untereinander oder mit wilden Tieren, die das Innere von Afrika 
lieferte, stritten die Unglücklichen zur Schau des Volkes auf Leben 
und Tod. Nichts trug mehr zur Verrohung des ganzen Römer- 
tums bei als diese entsetzlichen, sich immer mehr häufenden Kämpfe. 
Was sind gegen sie die Stiergefechte der Spanier! 
4. Die Gracchen. In jener schlimmen Zeit lebte im Hause 
ihrer vortrefflichen Mutter Kornelia, der Tochter des Siegers 
von Zama, ein wackeres Brüderpaar, die Gracchen. Ihr 
Schwager war der Zerstörer von Karthago. „An Feldherrnruhm", 
mahnte sie die Mutter, „könnt ihr ihn zwar nicht erreichen, tut 
es durch weise Gesetze, denn diese sind uns notwendig!“ Und sie 
versuchten es zu tun, denn neue Gesetze waren wirklich vonnöten, 
um den Staat zu retten. 
Auf einer Reise in Italien hatte der ältere, Tiberius, einst 
Horden von Sklaven auf dem Felde wirtschaften sehen; von 
Bauernhütten aber war das Land ringsum leer. Das führte den 
edlen Mann auf den Plan, dem kranken Staate wiederzugeben, 
was ihm bitter fehlte, einen Bauernstand. Als Tribun brachte 
er daher Gesetzanträge ein, wonach Teile des Staatsland es, 
das die alten vornehmen Familen einfach in Besitz genommen 
hatten, zu je 30 Morgen an Arme vergeben würden; auch Geräte, 
Vieh und Saatkorn sollte der Staat aus seinen Mitteln ihnen 
liefern. Aber der gefährdete Großgrundbesitz leistete den heftigsten 
Widerstand. 
„Die Reichen beriefen sich", berichtet AppiLn (2. Jahrh. n. Chr.), „auf 
öa§ Alter der mit eigenen Kosten hergestellten Einrichtungen, Pflanzungen und 
Bauten. Einige behaupteten, sie hätten ihren Nachbarn Geldersatz gegeben, ob sie 
dann auch diesen mitsamt dem Lande verlieren sollten; andere, die Grabmäler 
ihrer Väter seien auf den Gütern, oder sie seien ihnen bei der Teilung des väter¬ 
lichen Erbes als Erbanteil zugefallen; andere, die Mitgift ihrer Frauen sei in 
die Bewirtschaftung gesteckt oder das Land sei den Kindern statt der Aussteuer 
gegeben worden. Endlich brachten auch die Gläubiger die Schulden vor, die 
darauf hasteten. So war überall nichts als Verwirrung, Klagen und Un¬ 
willen." 
Und schließlich beschloß man des Gracchen Verderben. In 
einer Volksversammlung kam es zu Tumulten; seine Gegner
	        
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