Full text: Die Neuzeit bis zur französischen Staatsumwälzung (Teil 5)

Das Zeitalter Friedrichs des Großen, 1740—(786. 
Milderung der fürstlichen Unuinschränktheit durch den obersten Grundsatz: 
Rücksicht auf das Volkswohl. — Preußen wird deutsche und europäische 
Großmacht. 
Friedrichs Prinzenzeit. 
§ 139. Erziehung. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 in 
Berlin geboren. Ein hugenottischer Erzieher aus der Champagne, 
namens Duhan, leitete des Prinzen frühe Jugend; er weckte in ihm 
den Sinn für feinere Bildung und französische Literatur. Der Vater, 
Friedrich Wilhelm I., aber wollte, daß echte Gottesfurcht, Sparsam- 
keit und soldatischer Sinn den Sohn auf den Thron begleiten sollten. 
Die strenge Zucht, die im väterlichen Hause herrschte, erfüllte den 
jugendlichen Geist mit Groll, und die rauhe Art des Vaters stieß ihn 
ab. Flötenspiel und Dichtkunst, besonders der sprühende Geist der 
französischen Schriftsteller, die der König so sehr verabscheute, 
sagten dem lebhaften Prinzen mehr zu, als das trockene Einerlei der 
militärischen Studien und Übungen. So geriet er in einen Gegensatz 
zu seinem Vater, der sich täglich steigerte; beide verstanden einander 
nicht. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet," schmähte der König. In 
seiner aufbrausenden Heftigkeit schlug er ihn zuweilen gar in Gegen- 
wart der Bedienten mit dem Stock und machte ihm noch Vorwürfe 
dazu, daß er zu feige sei, um davonzulaufen. 
Als sechzehnjährigen Jüngling finden wir den Prinzen einmal 
im Gefolge seines Vaters an dem üppigen Dresdener Hof. Schlimmer 
wurde Friedrichs Lage dadurch, daß die Eltern in ihren Heirats- 
Plänen für ihn nicht übereinstimmten. Die Mutter, Sophie Dorothea 
von Hannover, die der Nachkommenschaft Maria Stuarts angehörte, 
wünschte seine Verbindung mit einer Tochter ihres Bruders, des 
Königs von England; der Vater aber bestand aus politischen Gründen 
auf einer Heirat mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig- 
Bevern, der Nichte des Kaisers Karl VI. 
§ 140. Fluchtversuch und Aussöhnung. Dem unerträglichen 
Drucke beschloß Friedrich sich endlich durch die Flucht nach England 
zu entziehen. Im Sommer 1730 mußte er den Vater auf einer 
Reise in das südliche Deutschland begleiten. Bei dieser Gelegenheit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.