Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (Teil 6)

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schon erblickte man in Wien von der Höhe des Stephansturmes herab 
den Rauch der feindlichen Lager. 
Wann war Böhmen bereits im 15., 17. und 18. Jahrhundert der 
Schauplatz blutiger Kämpfe gewesen? Inwiefern läßt sich Königgrätz 
mit Jena und Waterloo vergleichen? Die glänzendsten preußischen Siege 
im 17., 18., 19. Jahrhundert (vor Königgrätz)? 
§ 118. Der Krieg in Süddeutschland. Auf deutschem Boden 
kämpfte inzwischen der General Vogel von Falckenstein, der nach 
dem Gefechte bei Langensalza eine „Mainarmee" gebildet hatte, 
gegen die Streitkräfte der süddeutschen Staaten. Bei Dermbach 
und Kissingen drängte er die Bayern über den Main zurück. 
Dann wurden die durch Österreicher verstärkten Hessen bei A s ch a f - 
f e n b u r g besiegt, und schon zwei Tage nachher zog Falckenstein 
in die Bundesstadt Frankfurt ein. „Die Länder nördlich des 
Main", berichtete er an König Wilhelm, „liegen Euer Majestät zu 
Füßen!" Sein Nachfolger Manteuffel drang durch den Odenwald 
nach Süden und schlug die Bundestruppen in mehreren Gefechten 
an der Tauber, einem Nebenflusse des Mains. Der Großherzog 
von Mecklenburg-Schwerin zog mit preußischen Ersatztruppen in 
Nürnberg ein, und die Kanonen der Mainarmee donnerten 
bereits vor Würzburg: da brachte der elektrische Funke aus 
Nikolsburg in Mähren die Kunde vom Waffen st ill st and e. 
§ 119. Der Ausgang des Krieges. Auch der Kampf zwischen 
Österreich und Italien fand ein Ende. Zu Lande waren die Habs- 
burgischen Waffen bei C u st o z z a unweit Verona, zu Wasser bei 
der Insel L is s a im Adriameer siegreich gewesen; trotzdem nötigte 
Napoleons III. Vermittlung den Kaiserstaat zur Abtretung Vene- 
t i e n s an Italien. 
Am 23. August schloß Preußen mit Osterreich den Frieden von 
Prag. Der Deutsche Bund hörte hiernach auf zu bestehen. Kaiser 
Franz Josef gab seine Zustimmung zu den Veränderungen, die 
Preußen nördlich des Mains treffen würde, und trat ihm seine Rechte 
auf Schleswig-Holstein ab. Im übrigen hatte Osterreich nur mäßige 
Kriegskosten zu zahlen; es sollte, war Bismarcks Gedanke, durch 
Milde gewonnen, nicht durch Härte gedemütigt werden. Der 
König von Sachsen erhielt auf des Kaisers Verwenden sein Land 
zurück. 
Auch die süddeutschen Staaten blieben im ganzen un- 
geschmälert. In geheimen Schutz-und Trutzbündnissen 
verpflichteten sie sich, ihre Truppen im Kriegsfalle unter den Ober- 
befehl des Königs von Preußen zu stellen; aus Gegnern wurden sie 
Bundesgenossen.
	        
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