Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 4)

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gestellt. Das Beten, heißt es darin, weist den Weg zum Himmel, 
das Fasten führt vor seine Pforte, das Almosengeben öffnet sie. Zu 
den religiösen Übungen gehört häufige Waschung; Genuß von Wein 
und Schweinefleisch, der im heißen Morgenlande schädlich wirkt, ist ver- 
boten. Auch die Abbildung eines Menschen hat der Koran untersagt; 
kein Mohammedaner läßt sich photographieren. Heilige Pflicht jedes 
Gläubigen ist eine wenigstens einmalige Wallfahrt nach Mekka. Wer 
für den Glauben stirbt, kommt in den „siebenten Himmel". 
Die Krebsschäden des Islam, an denen er dereinst auch zugrunde 
gehen wird, sind die Vielweiberei und der Glaube an das 
Kism6t, das Schicksal; jene zerstört die Familie, die sittliche 
Grundlage der Völker, diese lähmt den Willen und lehrt eine dumpfe, 
tatenlose Ergebung. 
Beklagenswert ist die niedere Stellung der mohammedanischen 
Frau. Für ihre Bildung wird nicht gesorgt. Sie bleibt fast ganz 
auf das Haus beschränkt, wo sie mehr Dienerin als Herrin ist, und 
nur verschleiert sieht man sie auf der Straße. In neuerer Zeit beginnt 
jedoch unter dem Einflüsse abendländischer Gesittung die Stellung 
der Türkenfrau sich zu heben. 
§ 47. Die Kultur der Kalifenzeit. Die Kalifen, d. h. die „Nach- 
folger" Mohammeds, dehnten die Herrschaft des Halbmondes, 
der das Sinnbild des Islam wurde, mit Feuer und Schwert bis 
zum Indus und zum Atlantischen Ozean aus. Schon fünf Jahre 
nach des Propheten Tode ritten arabische Turbankrieger auf 
Kamelen in Jerusalem ein. Sitz der stolzen Kalifenmacht wurde in 
der Folge die Stadt Bagdad am Tigris. 
Reich entwickelte sich bald die arabische Kultur. Kunst und 
Wissenschaft, z. B. Baukunst, Heilkunde, Weltweisheit (Philosophie), 
blühten im Morgenlande empor, und ein lebhafter Handelsverkehr 
brachte zahlreiche Erzeugnisse arabischen Gewerbefleißes, Waffen, 
Teppiche, Gewandstoffe, nach Europa. 
Erst mit dem Auftreten der rohen T ü r k e n im dreizehnten Jahr- 
hundert ist diese Kultur des Islam erstarrt; „unter des Türken Fuß", 
sagt ein Sprichwort, „verdorrt das Gras". 
Noch aber erinnern uns viele Ausdrücke unserer Sprache 
an den ehemaligen Einfluß der arabischen Welt. Im Zimmer steht 
z. B. das „Sofa", auf dem Tische, der mit „Damast" gedeckt ist, der 
„Kaffee", neben der mit „Arabesken" gezierten Kanne eine „Karaffe" 
' Milch. Im „Aimanach" schlagen wir ein Datum nach, die Zeitungen 
berichten über )en verderblichen Mißbrauch des „Alkohols" und 
bringen aus fernen Weltteilen Nachrichten des „Kabels" (= Strang). 
In der Schule rechnen wir mit den „Ziffern" der „Algebra", denen 
die Araber die Null hinzugefügt haben. Auf der Straße begegnen
	        
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