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gestellt. Das Beten, heißt es darin, weist den Weg zum Himmel,
das Fasten führt vor seine Pforte, das Almosengeben öffnet sie. Zu
den religiösen Übungen gehört häufige Waschung; Genuß von Wein
und Schweinefleisch, der im heißen Morgenlande schädlich wirkt, ist ver-
boten. Auch die Abbildung eines Menschen hat der Koran untersagt;
kein Mohammedaner läßt sich photographieren. Heilige Pflicht jedes
Gläubigen ist eine wenigstens einmalige Wallfahrt nach Mekka. Wer
für den Glauben stirbt, kommt in den „siebenten Himmel".
Die Krebsschäden des Islam, an denen er dereinst auch zugrunde
gehen wird, sind die Vielweiberei und der Glaube an das
Kism6t, das Schicksal; jene zerstört die Familie, die sittliche
Grundlage der Völker, diese lähmt den Willen und lehrt eine dumpfe,
tatenlose Ergebung.
Beklagenswert ist die niedere Stellung der mohammedanischen
Frau. Für ihre Bildung wird nicht gesorgt. Sie bleibt fast ganz
auf das Haus beschränkt, wo sie mehr Dienerin als Herrin ist, und
nur verschleiert sieht man sie auf der Straße. In neuerer Zeit beginnt
jedoch unter dem Einflüsse abendländischer Gesittung die Stellung
der Türkenfrau sich zu heben.
§ 47. Die Kultur der Kalifenzeit. Die Kalifen, d. h. die „Nach-
folger" Mohammeds, dehnten die Herrschaft des Halbmondes,
der das Sinnbild des Islam wurde, mit Feuer und Schwert bis
zum Indus und zum Atlantischen Ozean aus. Schon fünf Jahre
nach des Propheten Tode ritten arabische Turbankrieger auf
Kamelen in Jerusalem ein. Sitz der stolzen Kalifenmacht wurde in
der Folge die Stadt Bagdad am Tigris.
Reich entwickelte sich bald die arabische Kultur. Kunst und
Wissenschaft, z. B. Baukunst, Heilkunde, Weltweisheit (Philosophie),
blühten im Morgenlande empor, und ein lebhafter Handelsverkehr
brachte zahlreiche Erzeugnisse arabischen Gewerbefleißes, Waffen,
Teppiche, Gewandstoffe, nach Europa.
Erst mit dem Auftreten der rohen T ü r k e n im dreizehnten Jahr-
hundert ist diese Kultur des Islam erstarrt; „unter des Türken Fuß",
sagt ein Sprichwort, „verdorrt das Gras".
Noch aber erinnern uns viele Ausdrücke unserer Sprache
an den ehemaligen Einfluß der arabischen Welt. Im Zimmer steht
z. B. das „Sofa", auf dem Tische, der mit „Damast" gedeckt ist, der
„Kaffee", neben der mit „Arabesken" gezierten Kanne eine „Karaffe"
' Milch. Im „Aimanach" schlagen wir ein Datum nach, die Zeitungen
berichten über )en verderblichen Mißbrauch des „Alkohols" und
bringen aus fernen Weltteilen Nachrichten des „Kabels" (= Strang).
In der Schule rechnen wir mit den „Ziffern" der „Algebra", denen
die Araber die Null hinzugefügt haben. Auf der Straße begegnen