Das Römische Reich und die Germanen.
Die Römer hatten fast alle Länder an den Küsten des Mittel-
ländischen Meeres unterworfen, und die Natur selbst schien ihrem weiteren
Vordringen Grenzen gesetzt zu haben. Im Westen flutete der Ozean, den
sie nicht zu befahren wagten, im Süden hatten sie die Sahara und im
Osten die Syrisch-Arabische Wüste erreicht. Im Norden trennte sie die ge-
waltige Gebirgsmaner der Alpen von der Wildnis des Urwaldes mit
seinen sumpfigen Niederungen und seinem kühlen und nebelreichen Klima.
Aber die Bewohner des nördlichen Europa, lebenskräftige Völker-
schasten, zu dem großen Volke der Germanen gehörig, reich an tapferen
Männern, waren nicht gewillt, sich mit ihrer kargen Heimat zu begnügen.
Seit einem Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung etwa wanderten sie,
teils von der Not daheim gezwungen, teils von dem milderen Himmel
und den reicheren Landschaften angelockt, nach Süden und Westen. Immer
wieder mußte das Römische Reich, dessen Grenzen sie überschritten, seine
Legionen gegen sie ausschicken. Die Ufer des Rheins und der Donau
wurden der Schauplatz eines wohl durch Friedenszeiten unterbrochenen,
aber niemals ganz aufhörenden Ringens zwischen Römern und Germanen,
das sich durch mehr als ein halbes Jahrtausend hinzog.
Anfangs verteidigten sich die Römer siegreich gegen die Germanen,
im 5. Jahrhundert aber ging die Westhälfte ihres Reiches verloren.
Inzwischen hatte sich an Siegern wie Besiegten eine tiesgreifende
Wandlung vollzogen; eine neue Religion, das Christentum, war auf-
gekommen und hatte sich trotz aller Verfolgungen über die ganze Alte
Welt ausgebreitet. Im 4. Jahrhundert errang sie den Sieg über das
Heidentum und wurde nun auch zu den Germanen gebracht.
I. Das Römische Reich und die Germanen im 1. und 2. Jahrhundert
n. Chr. Geburt.
II. Innere Wirren im Römischen Reich. Neuer Ansturm der Ger-
manen.
III. Der Sieg des Christentums.
IV. Die Völkerwanderung. Untergang des Weströmischen Reiches.