Full text: Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters (Teil 1)

Die Seit Wenzels. 1378—1400, und Ruprechts. 1400-1410. 
127 
trägt, in London, wo sich die deutschen Kaufleute im „Stahlhof" zu- 
sammenfanden, ihre Speicher und Kontore hatten und sich selbst Recht 
sprachen. Damals lag der gesamte Großhandel von der Newa bis zur 
Themse und Schelde in deutschen Händen. 
Es ist begreiflich, daß sich die nordischen Völker gegen eine solche xd« 
Macht der Hanse auflehnten und sie von sich abzuschütteln suchten. Aber 
erst seit dem Ende des Mittelalters nahm die Bedeutung des Bundes ab. 
Damals begannen die nordischen Staaten, vor allem England, inner- 
lich zu erstarken. Für den Bestand der Hanse war ferner der Umstand 
schädlich, daß eine Reihe von Städten, z. B. Berlin-Kölln, von ihren 
Landesherren gezwungen wurden, aus dem Bunde auszutreten. Dazu 
kam, daß ihr der starke Schutz des deutschen Königs fehlte; denn die Könige 
jener Zeit waren entweder zu ohnmächtig oder zu sehr mit ihren eigenen 
Interessen beschäftigt, als daß sie für das Gedeihen des deutschen Handels 
Sinn gehabt hätten. So ist es gekommen, daß die Hanse, obwohl sie 
noch lange fortbestand, immer machtloser wurde. Selbst der Ostseehandel 
kam in späteren Jahrhunderten in die Hände der Holländer und Eng- 
länder; noch viel weniger konnten die deutschen Kaufleute daran denken, 
sich an dem Handel nach Amerika und Indien zu beteiligen, wo andere 
Völker damals Kolonien gründeten und reichen Gewinn ernteten. 
§ 90. Der Staat des Deutschen Ritterordens. Zu einer Zeit, wo 
im übrigen der Ritterstand im Verfall begriffen war, hat der Deutsche 
Ritterorden einen mächtigen christlichen Staat aufgerichtet. 
Unter Kaiser Friedrich II. hatte der Hochmeister Hermann von Eroberung 
<|SVCUpClt5» 
Salza, von einem polnischen Herzog eingeladen, die ersten Deutschritter 
zum Kampfe mit den heidnischen Preußen ausgesandt. Nun entstanden 
Ordensburgen im Preußenlande. Thorn und Kulm waren die ersten; 
später wurden Elbing, Marienwerder und Königsberg gegründet. 
Nach etwa fünfzigjährigen Kämpfen war die Eroberung Preußens vollendet, 
die Urbewohner waren unterworfen und hörig gemacht, durch Burgen 
war allenthalben die Herrschaft des Ordens gesichert. Zu Beginn des vier- 
zehnten Jahrhunderts siedelte der Hochmeister des Ordens, der bisher in 
Venedig gewohnt hatte, nach der Marienburg über, die heute mit 
ihren hohen Backsteinmauern und den von Säulen getragenen Hallen wieder 
ausgebaut worden ist. 
Die zweite Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, die glänzende Re- Blütezeit des 
gierungszeit des Hochmeisters Winrich von Kniprode, war die Blüte- °rben§' 
zeit des Ordens. Die Deutschritter herrschten nicht über Preußen allein,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.