Full text: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Teil 2)

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Deutsche Geschichte. 
1805 gestorben; Goethe aber, so deutsch er im tiefsten Grunde war, 
konnte sich sür den Gedanken einer Volkserhebung nicht erwärmen; „schüttelt 
nur an euren Ketten", sagte er im Frühjahr 1813, „der Mann ist euch 
Dichter und groß." Aber jetzt trat ein neues Geschlecht auf das Feld. Der Philosoph 
Denker. Johann Gottlieb Fichte, aus Rammenau bei Pulsnitz, hatte 1808 seine 
begeisterten „Reden an die deutsche Nation" in Berlin gehalten; nicht minder 
unbekümmert um französische Spione, suchte der Theologe Schleier- 
macher durch seine Predigten den nationalen Geist zu kräftigen; der „Turn- 
vater" Friedrich Ludwig Jahn schrieb sein Buch vom „deutschen 
Volkstum" und war bemüht, die Jugend auf der Hasenheide bei Berlin für 
den Freiheftskampf körperlich zu stählen. Heinrich von Kleist, der 
Dichter der „Hermannsschlacht" und des „Prinzen von Homburg" begleitete 
den österreichischen Krieg von 1809 mit Vaterlandsliedern, aus denen ein 
flammender Patriotismus hervorloderte; er starb leider bald daraus durch 
eigene Hand. Als nun im Jahre 1813 der glühend ersehnte Krieg für die 
Freiheit losbrach, da ließen TheodorKörner,derals Lützowscher Jäger 
im August 1813, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, bei Gadebusch in Mecklen- 
bürg den Heldentod starb, und' Max von Schenkendorf, den man 
den deutschen Kaiserherold genannt hat, ihre Lieder ertönen; da dichtete 
Friedrich RüZert die „geharnischten Sonette"; da erhob seine Stimme 
Ernst Moritz Arndt, der auf dem damals noch schwedischen Rügen 
geboren und 1812 der Begleiter des Freiherrn vom Stein in Rußland war, 
ein kerndeutscher Mann, der auch durch seine kleineren Prosaschristen, wie den 
„Soldatenkatechismus" und die Schrist „der Rhein, Teutschlands Strom, 
aber nicht Teutschlands Grenze" die größte Wirkung ausübte. Tief innerlich 
ergriffen, voll patriotischen Feuers und religiöser Inbrunst, zu den größten 
Opfern bereit, trat das preußische Volk in den großen, den heiligen Krieg. 
Ter Befreiungskrieg im Jahre 1813. 
1813. § 122. Die preußische Erhebung. Solange Friedrich Wil- 
Helm III., rings von französischen Garnisonen umgeben, in Berlin weilte, 
war er nicht frei in feinen Entschlüssen. Erst als er im Januar 1813 sich 
nach Breslau begab, vermochte er die entscheidenden Schritte zu tun, 
Verhandlungen mit Rußland anzuknüpfen und Kriegsrüstungen anzuordnen. 
RWunge" 3- Februar erließ er an die gebildete Jugend, die bisher von der Dienst- 
pflicht befreit gewesen war, die Aufforderung zur Bildung freiwilliger 
I ä g e r k o r p s, die mit stürmischer Begeisterung aufgenommen wurde. 
Die Studenten besonders, aber auch viele Gymnasiasten eilten zu den 
Waffen; in Berlin meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige. Wenige
	        
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