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Deutsche Geschichte.
Die italienischen Handelsstädte gingen zurück, jetzt errangen die Spanier
und Portugiesen die führende Stellung im Welthandel.
Ausnutzung sß0tt den Erzeugnissen der Neuen Welt wurden zunächst die
Mchen" e^en Metalle am höchsten geschätzt; war es doch der Traum der meisten
Entdecker, ein Goldland (Dorado) aufzufinden. Seit der Mitte des sech-
zehnten Jahrhunderts strömten Gold und Silber in großen Massen aus
der Neuen nach der Alten Welt (Silberflotten), was allmählich eine starke
Steigerung der Warenpreise bewirkte. Erst nach und nach bestrebte man
sich auch, den fruchtbaren Boden Amerikas in reicherem Maße durch An-
legung von Plantagen nutzbar zu machen, in denen man teils Erzeug-
nisse der Alten Welt, wie Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle, teils solche der
Neuen Welt, wie Mais, Kakao, Tabak, anbaute. Man übertrug ferner
amerikanische Pflanzen nach Europa, z. B. die Kartoffel, die am Ende des
sechzehnten Jahrhunderts nach England kam. Zur Plantagenarbeit ver-
wandte man aus Afrika eingeführte Negersklaven. Als endlich das
Anwachsen der europäischen Bevölkerung ein mächtiges Steigen der Aus-
Wanderung hervorrief, wurde vor anderen überseeischen Ländern Amerika
das Ziel, welches die Auswanderer aufsuchten.
Umwandlung des Heer- und Staatswesens.
§ 5. Die Umwandlung des Heerwesens in jenem Zeitalter be-
ruht vornehmlich auf dem Verfall des Rittertums. Die Ritterheere
waren infolge der Schwere ihrer Rüstung und ihres Mangels an Beweg-
lichkeit dem Fußvolk nicht mehr gewachsen. Außerdem waren die rittet-
lichen Lehnsleute nicht zuvetlässig.
Indessen wat der Gebrauch des Geldes jetzt so allgemein geworden,
daß die Landesherren, deren wichtigste Einnahmequelle früher ihr Besitz
an Grund und Boden gewesen war, nunmehr daneben das Steuer-
wesen ausbilden konnten. Dadurch wurde es ihnen möglich, Söldner
anzuwerben, und so kamen die Soldheere immer mehr auf, Heere
Die^Lands- von Landsknechten, die, mit langen Spießen, teilweise auch mächtigen
Schwertern, hier und da mit Hakenbüchsen bewaffnet, ins Feld zogen
und in der Schlacht in dichtgeschlossenen, viereckigen Haufen fochten.
Es waren todesmutige Gesellen, die sich zur Fahne zusammenschworen.
Vor der Schlacht pflegten sie zu beten; sonst führten sie ein wildes Leben,
stolzierten in prahlerischen Trachten einher und verschwendeten bei Becher
und Würfelspiel, was sie erbeutet hatten. Ihre Anwerbung kostete viel
Geld, ie mehr indessen die Einkünfte der Landesherren stiegen, desto mehr