Full text: Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte

— 52 — 
rock, die farbige Schärpe, Handschuhe und goldene Sporen. (Ein 
festliches (Belage beschloß den Tag. 
3. Turniere. Zur Erhaltung ritterlichen Sinnes dienten 
besonders die Turniere. Bas waren festliche Waffenspiele, die 
den Rittern Gelegenheit gaben, ihre Tapferkeit und Gewandtheit 
Zu zeigen und Ruhm und Beifall von einer schaulustigen Menge 
öffentlich einzuernten. Hur Ritter von untadeligen Sitten durften 
teilnehmen. Der Turnierplatz war von Schranken umgeben, hinter 
denen das Volk stand. Fürsten, Grasen, Ritter und Edelfrauen 
saßen auf reichverzierten Schaubühnen. Unter Trompetenklang 
und paukenschlag ritten die ganz in (Eisenpanzer gehüllten Ritter 
paarweise in die Schranken. Nun rief ein Herold das erste Fechter¬ 
paar zum Lanzenstechen auf. mit eingelegter Lanze ritten die 
beiden Kämpfer gegeneinander; jeder suchte den andern vom Rosse 
zu werfen. Saßen beide fest im Sattel, so zersplitterten oft die 
Lanzen an den harnischen; zuweilen flogen beide Ritter zur 
Erde, zuweilen wurde einer samt seinem Pferde rücklings zu Boden 
geworfen. Mancher brach dabei Hrm und Bein ober gar den 
hals. Nach dem ersten Kämpferpaare wurde das zweite auf¬ 
gerufen, dann das dritte, vierte, und so ging es tage-, ja wochen¬ 
lang fort. Manchmal rückten die Ritter auch in ganzen Scharen 
gegeneinander los. Nach dem Lanzenstechen folgte der Schwert¬ 
kampf zu Fuß und zu Roß. Den Schluß machte ein sogenanntes 
Gesellenstechen zur Übung der Knappen. 
4. Der Sieger Lohn. IDer sich beim Turnier am meisten 
hervorgetan hatte, erhielt aus den Händen der vornehmsten Dame 
den Dank oder Preis, der in wertvollen Waffenstücken, einer 
goldnen Kette, einem kostbaren Ringe und dergleichen Schmuck 
bestand. Dann ward der Sieger feierlich in das Schloß geleitet, 
hier nahmen ihm die Edelfrauen die schwere Rüstung ab und 
schmückten ihn mit Prachtkleidem. Bei dem Festmahle erhielt er 
den (Ehrenplatz, und später beim Tanz eröffnete er den Reigen. — 
Fürsten und vornehme Ritter entfalteten bei den Turnieren oft 
außerordentlichen Glanz. So setzte einst ein Graf als ersten preis 
100000 Goldstücke aus, die der Sieger sogleich unter 100 Ritter 
verteilte. Ein anderer ließ auf dem Turnierplätze einen ganzen 
Baum von Silber mit goldnen Blättern aufpflanzen. Jeder Ritter, 
der seinen Gegner aus dem Sattel hob, erhielt zum Dank ein 
goldnes Blatt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.