Der Siegeszug Gustav Adolfs.
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Glauben innerlich tief ergriffener evangelischer Christ; in ihm vereinigten
sich in bewunderungswürdiger Weise Klarheit des Verstandes, Festigkeit
des Willens und Tiefe des Gemüts. Er hatte bisher siegreiche Kriege
gegen die Russen und die Polen geführt; jetzt entschloß er sich zu dem
Kriege, durch den Schweden für einige Zeit zur Großmacht des Nordens
wurde. Frankreich, obwohl eine katholische Macht, unterstützte ihn
mit Geld; der große französische Staatsmann und Kardinal, Herzog von
Richelieu, derselbe, der, um die Staatseinheit zu begründen, die Richelieu.
Hugenotten bekämpfte, stellte sich auf die Seite des evangelischen Schweden-
königs, um der Machtentfaltung des Hauses Habsburg, des alten Neben-
buhlers des französischen Königtums, entgegenzutreten.
Gustav Adolf besetzte zunächst einen Teil Pommerns, dessen Herzog,
der letzte seines Stammes, ihm die Tore von Stettin öffnete. Am Wiener
Hofe glaubte man, den „Schneekönig" verachten zu dürfen; „wir haben
halt a Kriege! mehr", sagte Kaiser Ferdinand. In der Tat waren es
zunächst nur wenige deutsche Stände, die sich dem „Löwen aus Mitter-
nacht" anschlössen. Insbesondere die beiden Kurfürsten von Branden-
bürg und von Sachsen dachten, zwischen ihm und dem Kaiser eine neutrale 5ur96'
Stellung einzunehmen. Der erstere, Georg Wilhelm, Gustav Adolfs
Schwager, ließ sich dabei u. a. von der begründeten Besorgnis leiten, daß
Gustav Adolf Absichten auf Pommern habe; dieses nahm aber aus Grund
eines Erbvertrags Brandenburg für sich in Anspruch. Erst als Gustav
Adolf seine Kanonen auf Berlin richtete, verstand sich Georg Wilhelm
dazu, sich an ihn anzuschließen und ihm Spandau einzuräumen.
Indessen verwandte Tilly seine ganze Kraft darauf, Magdeburg
einzunehmen. Jetzt wie zur Zeit des Interims ein Hort des Protestantis¬
mus, hatte sich die Stadt dem Restitutionsedikt widersetzt, war daher ge-
ächtet und zunächst von dem General Pappenheim belagert worden, bis
Tilly sich selbst vor ihre Mauern legte. Gustav Adolf, durch die Ver-
Handlungen mit Brandenburg und Sachsen hingehalten, konnte die Stadt
nicht retten. Im Mai 1631 wurde sie erstürmt und durch eine Feuers- 8er£°™°
brunst, die während des Straßenkampfes ausbrach, fast völlig in Asche sma19^e16ur8
gelegt; außer dem Dom und einer anderen Kirche blieben nur einige
Fischerhütten erhalten. Die Vernichtung Magdeburgs war ein schwerer
Schlag für die Sache des Protestantismus.
Gustav Adolf bezog jetzt ein festes Lager bei Werben am linken
Elbufer, unweit der Havelmündung. Inzwischen brach Tilly in Sachsen
ein, um den Kurfürsten Johann Georg zum unbedingten Anschluß an
die Sache des Kaisers zu nötigen. Aber dies hatte den entgegengesetzten