Full text: Geschichte des deutschen Volkes

64 Karl der Große. Ludwig der Fromme. §§ 85—86. 
fe&r groß und lebhaft, seine Haare reich und schön, sein Angesicht heiter 
frol" ®ier ?ö9e, weiß dies Bild noch erhabener zu zeichnen. So 
$ ?. a? lI-ere: »®eme Augen leuchteten wie der Morgenstern 
der Glanz semes Angesichts blendete wie die Sonne um Mittag; den Feinden 
TL'X fr^f,(Ven 2Irme; traulich, im Kriege sieghaft, dem Verbrecher 
SÄ ft} em re^ter dichter, der die Rechte alle kannte und sie 
allem Volke kund tat, wie er sie von den Engeln gelernt hatte; und mit dem 
Schwerte endlich war er Gottes Knecht." Und wie Theoderich ein Mittel- 
E r n ten ,?°Frie^"9e? raör' f° wurde Karl der Große später 
Mittelpunkt jener künstlicheren, besonders von Geistlichen gedichteten Helden- 
teder, m denen von ihm, von Roland und der Roncesvallesschlacht und von 
wm, Paladmen gesungen ward. Dem Liederkranze, den Uhland dem 
deutschen Volke geschenkt hat, verdanken wir es, daß so manches Schöne aus 
diesem Sagenkreise Karls des Großen auch bei uns Gemeingut geworden ist 
Zweiter Zeitraum. 
Von der Gildung des Reichs bis zum großen Interregnum. 
Von 800—1254, Glitte des römischen Reichs deutscher Nation. 
Deutsche Kaisergeschichte. 
A. Die karolingischen Reiche. 
t Ludwig der Fromme und seine Söhne. Vertrag von Verdnn. 
§ Als Karl der Große sein Ende herannahen fühlte, übergab 
er un Dom zu Aachen in feierlicher Versammlung des Volks und seiner 
Großen dem einzigen noch lebenden seiner Söhne*), Ludwig die Mit¬ 
regentschaft. Nicht lange darauf, am 28. Januar 814, starb er. 
Ludwig, der in der Geschichte den Beinamen des Frommen führt 
war der jüngste Sohn Karls des Großen; zwei ältere Brüder, an Mut und 
Heldensinn dem Vater ähnlicher als er, waren vor ihm gestorben; er selbst 
war ganz in geistlichen Studien erzogen, und seines Herzens Neigung blieb 
auch auf dem Throne dem geistlichen Leben zugekehrt. Der fröhliche Hof 
Karls des Großen nahm ein mönchisches Gepräge an. Und so hat denn Ludwig 
auch nur für kirchliche Zwecke bedeutend gewirkt, so namentlich für die Mission 
nach dem skandinavischen Norden hin, als deren Stützpunkt das Erzbistum 
Hamburg gestiftet wurde. Ein Mönch aus dem Kloster K o r v e i an der Weser, 
das erst unter Ludwigs Regierung von Corbie a. d. Somme aus gegründet 
worden war, der heilige Anskarius, der „Apostel des Nordens", ein Mann, 
der unter den Heiden im nördlichen Deutschland, in Dänemark und Schweden 
eme unermüdliche Tätigkeit entwickelt hat, war der erste Erzbischos von 
Hamburg und, als nach dessen Verwüstung das Bistum Bremen (§ 72) 
') Vgl. die Stammtafel der Karolinger auf der folgenden Seite unten.
	        
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