XI
Uns dem Mrwort zur achten Auflage,
.... Daß bei einem so weit verbreiteten Buche, wie das vorliegende ist,
das in so kurzer Zeit der deutschen Schule ein werthvolles, fast unentbehr-
liches Hilfsmittel, dem deutschen Hause ein Liebling geworden ist, für den
Herausgeber nicht die Rede sein konnte von prinzipiellen Aenderungen in
Anlage und Haltung, schien mir selbstverständlich. Ich habe denn auch die
Eintheilung, selbst die Paragraphirung nicht angetastet Auch die Haltung
des Ganzen habe ich unberührt gelassen, .... wenn nicht — und das ist
für die ganze Bearbeitung mein erster und leitender Grundsatz gewesen —
die geschichtliche Wahrheit eine Aenderung unabweisbar gebot.
Der Fleiß, die Sorgsamkeit, mit denen der Herr Verfasser seinen Massen-
haften Stoff zusammengetragen, die Geschicklichkeit, die er bei der Verarbei-
tung desselben bewiesen, sind allgemein anerkannt, vielleicht von Niemand
mehr als mir, der dem Verfasser Zeile für Zeile, Wort für Wort nachge-
gangen. Daß trotz alledem vielfache Jrrthümer vorgekommen, daß nicht
wenige durch die verschiedenen Auslagen, soviel auch in jeder einzelnen ge-
bessert worden ist, stehen geblieben, daß veraltete Anschauungen beibehalten
sind, wird am Wenigsten der Kundige ausfällig finden, der da weiß, wie schwer
es ist, auch nur auf engem Gebiete, für den Zeitraum von Jahren und
Jahrzehnten das vorhandene Material zu beherrschen, der schnell vorwärts
schreitenden Forschung überallhin zu folgen. Ich habe mich bemüht, nach
dieser Seite des Richtigen das Buch nach Kräften zu fördern Benutzt
habe ich, was mir zu Gebote stand, so weit es mit meinen Grundsätzen
vereinbar war. Denn ein Buch, wie das vorliegende, darf, meine ich, keine
Anhäufung von neuen, eben auftauchenden, morgen vielleicht widerlegten An-
sichten über Thatsachen und Personen sein. Neueren Aufstellungen gegen-
über konnte, wo ich selbst das Material nicht so beherrschte, um zu einer
endgiltigen Entscheidung befähigt zu sein — und das war natürlich nur für
verschwindend kleine Zeiträume der Fall — mein Verfahren nur das sein,
daß ich dem Urtheile bewährter Kenner der fraglichen Periode folgte, und
wo mir ein solches noch nicht vorlag, auf die Aufnahme des Neuen überhaupt
verzichtete, falls sich nicht die Richtigkeit desselben geradezu aufdrängte.
.... Stand mir das Bestreben, das Nichtige herzustellen, in erster Linie,
so mußte, bei der Bestimmung des Buches für Schule und Haus, der zweite
Punkt, auf den die Aufmerksamkeit zu richten war, Ausdruck und Dar-
stellun g sein. Vielleicht hätte hier mehr geändert werden sollen, als ich gethan,
aber die Pietät gegen den Herrn Verfasser gebot mir, seine Individualität
möglichst zu wahren und nur da zu ändern, wo es unumgänglich nothwendig
war. Auch nach dieser Seite ist mir oft nicht die schwerste Arbeit gewesen,
wo ich anders geschrieben, sondern wo ich das Alte behalten habe