Deutschland vom Augsb. Religionsfrieöen b. z. Ende öes 16. Jahrhunderts. §§ 378 o79. 255
Sie bildeten den Gegensatz gegen den katholisch-österreichischen Einfluß. Aber
beide Parteien waren zu selbständigem Handeln zu ohnmachtig und lehnten
sich in verderblicher Weise an die Fremden. Seitdem Karl V ohne Bedenken
spanische und päpstliche Hilfe (§ 362) ins Reich gerufen, hatten die Pro-
Restanten Moritzens Vorbild (§ 367) folgend sich aus Frankreich, England
und die Niederlande zu stützen begonnen. Sie nahmen auch wohl vereinzelt
cls Söldner unter kühnen Bandenführern an den Kämpfen m den Nieder¬
landen und Frankreich teil. Aber überall erschienen sie nur als Werkzeuge:
die Entscheidung lag bei den Fremden. Und bald kam die Zeit, wo diese
zu Deutschlands Verderben auf seinem Boden den gewaltigen Kamps aus-
fechten sollten.
% Deutschland vom Augsbnrger Neligionpfrieden bis zum Ende
de? 16. Jahrhunderts.
L 379. In Deutschland war seit der Niederlage, die Karl V. durch Moritz
von Sachsen erlitten hatte, sür die Pläne der spanischen Herrschsucht vor-
läufta kein rechter Boden; es war wieder hergestellt, was man die „teutsche
Libertät" nannte, d. h. die Landeshoheit der Fürsten. Der Zweig der
deutschen Habsburger*), dem die deutsch-österreichischen Lander samt
Böhmen und Ungarn zugefallen waren, hielt sich zunächst seit Ferdinand 1.
(6 369) etwas fern von dem spanischen. Ferdinand I. selbst, der als
Kaiser auf Karl V. folgte (1558—1564), war zwar persönlich streng katholisch ;
aber alternd und lange Zeit wegen seiner Krönung mit dem Papste im ©tmt,
suchte er in seinen Erblanden eine Art Ausgleichung zwischen Katholiken
und Protestanten zu schaffen und hielt, sollte der Katholizismus in Deutschland
überhaupt gerettet werden, sogar die Gewährung der Priesterehe und des Laien-
kelches für notwendig. Für die deutsche Geschichte ist seine Regierung nicht
von einschneidender Bedeutung. Seine deutschen Erbländer teilte er unter seine
drei Söhne, so daß eine tirolische und eine steiermärkische Nebenlinie entstanden.
Maximilian II. (1564—1576) war ein edler, milder Mann (§ 367), den
man der Reformation so zugetan wußte, daß man nach seines Vaters
Ferdinand Tode seinen Übertritt erwartete. Dieser erfolgte zwar nicht, doch
sind:
*) Die Habsburger (vergl. die Anm. zu
fiarl V., in Spanien Karl I.
Philipp II. f 1598.
Philipp in. f 1621.
Philipp IV. t 1665.
Kudolf II.
+ 1612.
1280 und 281) seit Karl V. und Ferdinand I.
Ferdinand L in Österreich.
Ferdinand. Karl.
(Tirol). (Steiermark).
Ferdinand II.
t 1637.
Maximilian II. i 1576.
Matthias
t 1619.
Maria Theresia. Karl II.
Gem.: Ludwig XIV. f 1700.
Ludwig, Dauphin.
Ferdinand III. f 1657.
Margarete Theresia. Leopold I. f 1705
Gem.: Kaiser Leopold I. 1 v '
Maria Antonie
+ 1692.
Gem.: Max. Emanuel j
Ludwig. Philipp V.
von Anjou,
König von Spanien.
von Bayern.
I
Joseph Ferdinand
t 1699.
Joseph I.
t 1711.
Karl VI.
-J- 1740.
Maria Theresia
t 1780.