§§ 84. 85. Karl Martell. Pippin. Misston in Deutschland. Bonifatius.
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Schüler, der heilige Gallus, der Gründer des nach ihm benannten
Klosters St. Gallen (unfern des Bodensees), das als Sitz der
Wissenschaften in späterer Zeit für das deutsche Geistesleben von
hoher Wichtigkeit ward. Auch für die Klöster Reichenau und
Säckingen am Rhein nennt die Überlieferung Iren als Stifter.
Aber diesen Männern fehlte die Unterstützung mächtiger Herrscher,
fehlte die einheitliche Leitung. Was ihnen gebrach, das kam den
angelsächsischen Mssionaren in vollem Maße zu gute.
2. Zu den Angelsachsen, welche einst als Heiden nach dem bereits
christlichen Britannien gekommen waren und dort ihren germanischen
Thor- und Wodansdienst wieder herrschend gemacht, hatte zuerst
(um 600) der Papst Gregor der Große eine zahlreiche Mission
gesandt, die schnell in allen sieben Reichen Fortschritte gemacht
hatte. Bald traten die Angelsachsen selbst als Glaubensboten bei
den ihnen in Sprache und Sitte verwandten deutschen Stämmen
an den Küsten der Nordsee auf. Sie fanden nachhaltige Unter-
stützung bei den Pippiniden, den großen Hausmeiern der austra-
fischen Franken. Diese mußten wünschen, daß so kriegerische und
räuberische Nachbarn, wie die Friesen am Nordseestrande waren,
durch das Christentum an Ordnung und an die staatliche Gemein-
schaft mit den Franken gewöhnt würden. Darum ward auf Karl
Martells Veranlassung das Bistum Utrecht in den heutigen Nieder-
landen gegründet, und Missionare, wie der heilige Willibrord,
wirkten bei den Friesen wie bei den tiefer landeinwärts wohnenden
wilden Sachsen. Noch war freilich der Erfolg gering, namentlich
die Sachsen blieben heftige Gegner des Christentums, das ihnen gleich-
bedeutend mit Frankenherrschast schien.
§ 85. Bonifatius, der Apostel der Deutschen. 1. Gleichzeitig
mit Willibrord war auch Winfried oder Bonifatius, wie sein
kirchlicher Name lautete, aus edlem Geschlechte zu Kirton in Devon-
shire um 680 geboren und nach seiner frommen Neigung früh dem
Kloster bestimmt, bei den Friesen thätig, wandte sich aber bald, vom
Papste in Rom mit besonderen Vollmachten versehen, ganz der Mission
im Inneren Deutschlands zu. Im Hessenlande fällte er unweit
Geismar die heilige Eiche des Wodan mit eigener Hand. Dann
drang er auch zu den Thüringen vor. Der Papst erhob ihn zum
Erzbischos und machte ihn zu feinem Stellvertreter in Deutschland.
Als solcher ordnete er die gesamte deutsche Kirche. Bistümer wie
Salzburg, Regensburg und Würzburg erblühten und aus
den Bischofssitzen wuchsen die ersten deutschen Städte empor. Auch