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Die Deutschen. 2. Deutsche Kaisergeschichte.
§§ 93. 94.
Iweite Periode.
Von Karl dem Großen bis zum großen Interregnum,
von 800—1254.
Deutsche Kaisergeschichte.
A. Die karolingischen Reiche.
§ 93. Ludwig der Fromme und seine Söhne. Das von Karl
dem Großen gegründete Reich weiter auszubauen, war der Sohn und
Nachfolger desselben, der schwache Ludwig der Fromme*), nicht
imstande. Eifer zeigte er nur für die Kirche. Um die Reichseinheit
zu erhalten, bewog die hohe Geistlichkeit den Kaiser seinen ältesten
Sohn Lothar zum Mitkaiser anzunehmen. Die jüngeren Söhne
erhielten Teile des Reiches zur Verwaltung, aber nur als Unterkönige.
So schien alles geordnet. Da gebar Judith, des Kaisers zweite Ge-
mahlin, ihm noch einen Sohn Karl, den man später den Kahlen
genannt hat. Auf Kosten seiner Brüder sollte ihm ein Reichsteil zu-
gewiesen werden. Doch sie erhoben sich, der Papst selbst trat auf
ihre Seite. Bei Colmar im Elsaß, wo Vater und Söhne sich
gegenüberstanden, mußte Ludwig der Fromme, von allen verlassen
(Lügenfeld!), sich seinen Söhnen ergeben. Keine Demütigung ward
ihm erspart, doch durch die Zwietracht der Söhne erhielt er seine
Krone zurück. Lange freilich dauerte der Friede nicht. Auf einem
Zuge gegen seinen Sohn Ludwig den Deutschen starb der alte
Kaiser auf einer Rheininsel bei Ingelheim (840).
§ 94. Vertrag von Verdun. 843. Über des Vaters Leiche
stürmte der Hader der Brüder weiter. Kaiser Lothar strebte nach
der Alleinherrschaft im Karolingerreiche, Ludwig und Karl der
Kahle wollten nach alter Frankenart teilen. Erst nach blutigen
843. Niederlagen bequemte sich Lothar im Zahre 843 zu dem Teilungs¬
vertrage von Verdun an der Maas. Lothar behielt die Kaiser-
würde und mit ihr Italien sowie Mitte!franken, d. h. einen
*) 1. Karl I. der Große f 814.
2. Ludwig der Fromme -j- 840.
Z. Lothar I. Ludwig d. D. f 876 5. Karl II. d. Kahle
Sohn 6. Karl HI. d. Dicke
7. Arnulf v. Kärnthen f 899. erloschen 987.
Ludwig das Kind f 911.