Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

90 Die Deutschen. 2. Deutsche kaisergeschichte. §§ 107.108. 
Männern gewählt wurden. So ward der letzte Sachse Heinrich II. 
ein Reichserneuerer, wie Heinrich I. der Reichsgründer gewesen 
war. — Lange schon kränkelnd, starb Heinrich II. 1024 auf der Pfalz 
Grona bei Göttingen. Zm Dom zu Bamberg, das er zum Bis- 
tum erhoben, ward er bestattet. 
C. Kaiser aus dem fränkischen (salischen) Hause 1024—1125. 
§ 108. Konrad II., 1024—1039. 1. Wie stark unter den 
sächsischen Herrschern bei den Deutschen das Gefühl der Einheit 
geworden war, zeigte sich jetzt. Aus allen Stämmen kamen die 
Fürsten, die Edlen und Freien auf dem Wahlfelde am Rhein unweit 
Mainz zusammen und koren hier gemeinsam den Franken Konrad 
(einen Urenkel des Konrad, der Otto I. Schwiegersohn gewesen war, 
1024-1039. § 101) zu ihrem Herrscher. Zn feierlichem Königsumritt nahm 
Konrad II. vom Reiche Besitz und schon im Jahre 1026 auf seinem 
ersten Römerzuge erhielt er in Gegenwart des mächtigen Königs 
Knut von Dänemark in St. Peters Dom die Kaiserkrone. 
2. Zn Deutschland aber erwartete den Kaiser ein schwerer Kampf. 
Sein Stiefsohn Ernst von Schwaben machte Erbansprüche auf das 
Königreich Burgund, das bei dem bevorstehenden Erlöschen seines Herr- 
scherhauses Konrad an Deutschland bringen wollte. Ernst empörte sich 
gegen den Vater, doch seine Lehensleute versagten ihm die Heeresfolge 
gegen den Kaiser, der ihr oberster Lehnsherr sei. Er fiel in des 
Kaisers Hand, doch seine Mutter erwirkte ihm die Freiheit, ja er sollte 
sein Herzogtum zurückerhalten, wenn er seinen Freund, Werner von 
Kiburg, der noch im Aufstande gegen den Kaiser verharrte, verfolgen 
helfe. Doch Ernst hielt trotz Acht und Bann dem Freunde die 
Treue und fand mit ihm, heldenmütig kämpfend, im Schwarzwald 
den Tod: deutsche Dichter aber haben den unglücklichen Fürsten und 
seine Freundestreue bis auf unsere Zeiten im Liede gefeiert. 
3. Der Kaiser vereinigte nun nach dem Tode des letzten Königs 
Burgund im Zahre 1033 mit dem Reiche, welches also drei König- 
reiche (Deutschland, Italien und Burgund) umfaßte. Wichtig 
war die Erwerbung Burgunds besonders dadurch, daß nun die 
deutschen Teile der Schweiz enger mit dem deutschen Reiche verwuchsen. 
4. Konrad II. war ein kräftiger Herrscher. Gegen die großen 
Fürsten stützte er sich auf die Geistlichkeit und auf die kleineren Lehns- 
träger. Die Königswürde erblich zu machen, gelang ihm zwar nicht, 
aber daß noch zu feinen Lebzeiten fein junger Sohn Heinrich ge-
	        
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