Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

4 Die morgenländischen (orientalischen) Völker. §§ g. 7. 
der Ägypter verherrlichen die Könige Thebens auch als Kriegshelden 
und Eroberer, im wesentlichen waren sie doch wohl friedliebend. Für 
die Wohlfahrt ihres Landes sorgten sie durch Bewässerungsbauten, 
wie den See Möris, für den Schmuck durch großartige Tempel mit 
stolzen Säulenhallen, durch kolossale Statuen, Sphinxe, Obelisken. 
Aber nicht lange nachdem Moses die Israeliten aus Ägypten geführt, 
sank des Reiches Macht. Fremde wurden die Herren, namentlich die 
Herrschaft der Assyrer ward schwer empfunden. Überall erhoben sich 
Aufstände. Ein Landstrich nach dem anderen erkämpfte sich die Frei- 
heit, aber die Einheit Ägyptens löste sich dabei auf. Pfametik, 
einer der Einzelherrscher, stellte sie um 650 durch Unterwerfung der 
anderen Gebiete wieder her, aber nur mit Hilfe griechischer Söldner. 
Mit der früheren Abgeschlossenheit Ägyptens war es vorbei. Sein 
Sohn Neko (um 600) war in seinen Kämpfen in Asien gegen Nebu- 
kadnezar nicht glücklich, aber er ging an die Ausführung des Ge- 
dankens, den Nil mit dem roten Meere zu verbinden, und auf seinen 
Anlaß umsegelten phönizische Schiffer Afrika. Noch 70 Zahre nach 
seinem Tode behauptete Ägypten seine Selbständigkeit, erlebte sogar 
unter Amssis, dem bekannten Freund des PolMätes von Samos, 
noch einmal recht glückliche Zeiten, aber 525 erlag des Amasis Sohn 
den Persern, Ägypten ward persische Provinz. 
§ 7. Ägyptens Kultur. 1. Die Religion der Ägypter ging 
aus von der Verehrung des Licht- und Sonnengottes (Phra, Ret, 
Ammon), dem sich bald eine große Schar Götter und Göttinnen 
anreihte. Den Göttern sind bestimmte Tiere wie Sperber, Ochsen, 
Katzen heilig und genießen Verehrung wie die Götter selbst, werden 
doch auch die Götterbilder vielfach mit dem Kopf des dem Gotte 
heiligen Tieres dargestellt. Besonders heilig gehalten ward der Apis, 
ein schwarzer, an bestimmten weißen Flecken kenntlicher Stier. Er 
galt als Abbild des Ostris, des Gottes, in dem man später die 
Leben gebenden Kräfte zusammenfaßte. Des Osiris Gemahlin, die 
Leben Empfangende, war Isis, ihr Sohn Horos, welcher den Mörder 
des Vaters, den bösen Typhon, bezwang. Die Ägypter waren fromm, 
die frömmesten Menschen nennt sie Herodot, sie zuerst glaubten an 
die Unsterblichkeit der Seele, über deren Wert oder Unwert Osiris 
als Totenrichter entschied. Die Körper der Gestorbenen wurden ein- 
balsamiert und in Felsengräbern geborgen, denn auch der Leib, das 
Gefäß der unsterblichen Seele, sollte vor der Zerstörung gewahrt 
werden. 
2. Den Staat der Ägypter leitete ein König, der sich Pharao,
	        
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