202 Die Deutschen. 5. Deutsche Nationalgeschichte. §§ 261—263.
und über die Elsterbrücke fort und wurde am folgenden Morgen,
dem 19., als die Verbündeten in die Stadt eindrangen, zur regel-
lofen, entsetzlichen Flucht. Kaum bahnte man Napoleon selbst einen
Ausweg. Die Brücke über die Elster war zu früh gesprengt. Tau¬
sende, unter ihnen mehrere Generale, gefangen worden. Der Pole
Poniatowski ertrank bei dem Versuch, zu Roß die Elster zu durch-
schwimmen. Auch der König von Sachsen, den Napoleon bis
zuletzt mit Siegeshoffnungen getäuscht, mußte sich den Monarchen
gefangen geben. Durch ganz Deutschland aber tönte die Siegeskunde
von der „Leipziger Schlacht":
Das war ein Klang, der das Herz erfreut.
Das klang wie himmlische Cymbeln hell:
Habe Dank der Mähr von dem blutigen Streit!
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen.
Wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen
Die Leipziger Schlacht! (E.M.Arndt.)
§ 262. Bis zum Rhein. Napoleon erreichte mit den Resten
seines Heeres den Rhein fast unverfolgt. Die schon vor der Schlacht
bei Leipzig zu den Verbündeten übergetretenen Bayern hatten unter
Wrede ihm bei Hanau (30. u. 31. Okt.) den Weg nicht verlegen
können. Langsam rückten die Verbündeten nach bis zum Rhein. Das
Königreich Westfalen brach sofort nach dem 18. Oktober zusammen,
und der letzte Napoleonide Zeröme verließ den deutschen Boden. Der
Herzog von Braunschweig, der Held von 1809, und der Kurfürst von
Hessen kehrten, mit Jubel von ihren Unterthanen aufgenommen, in
ihre Residenzen zurück. Die Rheinbundsfürsten traten, nachdem ihnen
Österreich die Souveränität verbürgt hatte, dem Bunde gegen Napoleon
bei. Die Verhandlungen mit demselben führten zu keinem Frieden,
trotzdem Österreich und Rußland, welche die entscheidende Stimme
hatten, Frankreich seine sogenannten „natürlichen Grenzen", d. h. Rhein,
Alpen, Pyrenäen, lassen wollten — der Krieg begann von neuem.
§ 263. Der Feldzug in Frankreich 1814. 1. Am 1. Januar
überschritt Blücher den Rhein bei Caub. Auf dem Plateau von
Langres, von wo die Flüsse Seine, Marne, Aube durch ihren Lauf
die Wege nach Paris zeigen, traf er zusammen mit Schwarzenbergs
Armee, die bei Basel über den Rhein gegangen war. Napoleon hatte
den Einfall der Alliierten erst im Frühjahr erwartet. Kaum 100000 M.
meist neu ausgehobener Truppen konnte er ihnen jetzt entgegenstellen.
Bei Brienne kämpfte er mit Blücher unentschieden, ward aber
wenige Tage später, nachdem Schwarzenberg an Blücher Verstärkungen
gesandt, bei La Rothiere völlig geschlagen.