Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

34 Die Griechen. §§ 35.36. 
nicht mehr zu erwarten. Fast ohne Schwertschlag nahm er Ba- 
bylon, Susa und PersspoUs in Besitz. Das ganze Hochland von 
2>rän durchzog er. Überall huldigte man ihm, und das um so 
leichter, als Darius Kodomannus von Bessus, einem seiner Statt- 
Halter, ermordet war und Alexander, des Ermordeten Rächer, auch 
als sein natürlicher Erbe erschien. Daß der König den Persern 
selbst sich näherte, daß er in Kleidung und Sitte ihre Art annahm, 
gewann die Unterthanen des Perserreichs noch mehr für ihn. Freilich 
es entfremdete ihm auch viele seiner Macedonier. Verschwörungen 
gegen ihn wurden entdeckt, selbst Parmenio und sein Sohn wurden 
als Teilnehmer solchen verbrecherischen Thuns hingerichtet. Alexander 
ward herrischer, Widerspruch schon erschien ihm zuweilen als Aufruhr; 
die freilich bitter bereute Ermordung seines Lebensretters Klitus, den 
er mit eigener Hand niederstieß, bewies, wie weit er sich vergessen konnte. 
Es waren zunächst nur die Anführer, die aufsässig wurden, bald sollte 
der König erfahren, daß auch seine macedonischen Krieger seinen uner- 
sättlichen Thatendrang nicht teilten. Wohl folgten ihm seine Mannen 
nach, als er sie aus dem Kabulthal zum Zndus hinabführte. Der 
König Porus wurde besiegt und gefangen und „königlich" behandelt, 
als aber Alexander am Hyphäfts sich anschickte nun zum Gangesthale 
hinüberzuziehen, da weigerten sich die Macedonier ihm weiter zu 
folgen. Alexander kehrte um. An dem Südrande des Hochlandes 
von Zran hin zog er durch die unwirtlichsten Gegenden unter furcht- 
baren Entbehrungen mit einem Teile des Heeres zurück, den andern 
führte Nearch zu Schiffe auf dem damals zum ersten Male befahrenen 
Persischen Meerbusen zur Euphrat-Tigrismündung. In Susa entließ 
der König alle Macedonier, die sich in die Heimat sehnten, reichbe- 
schenkt; die bleiben wollten, vermählte er mit Perserinnen, wie er 
selbst eine Perserin zur Gattin erkor. Denn er strebte nach nichts 
Geringerem als Persien mit griechischem Wesen und griechischer Bil- 
dung zu erfüllen, Morgenland und Abendland zu versöhnen und zu 
vereinen. Es war ihm nicht beschieden lange der Lösung der Riesen- 
aufgabe, die er sich gestellt, obzuliegen. Kurze Zeit, nachdem er seinen 
323. Freund Hephästion hatte bestatten müssen, starb auch er 323 in 
Babylon, noch nicht 33 Zahre alt. 
§ 36. Die Nachfolger Alexanders. Söhne hatte Alexander 
nicht hinterlassen; den Sohn, welchen seine Gemahlin nach seinem 
Tode noch gebar, erkannte nur ein Teil seiner Feldherrn an. Zeder 
dachte vor allem an sich. Eine Reihe Mutiger Kämpfe folgte. Die 
Griechen suchten noch einmal sich frei zu machen. Sie wurden be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.