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er die Staatseinkünfte, desto thätiger sorgte er für die Gewerbe
und für den Anbau des Landes, namentlich auch durch die
Aufnahme protestantischer Salz bürg er in seinen Staat,
die ihres Glaubens wegen aus der Heimat vertrieben worden
waren. Seine größte Sorgfalt aber widmete der König seinen
lieben „blauen Kindern", den Soldaten, und auf sein Pots-
damer Riesenregiment verwandte der sonst so sparsame Mann
die größten Geldsummen. Sein Hauptgehilfe bei der Einübung
und Ausbildung des Heeres war der Fürst Leopold von Dessau,
„der alte Dessau er". Doch griff der König mit seiner
trefflich geschulten Armee, die er bei einer Landesbevölkerung
von 2 Millionen auf die hohe Zahl von 83,000 Mann brachte,
in Kriege wenig ein. Im nordischen Kriege erwarb er von
den Schweden einen Teil von Vorpommern. Seinem Nach-
folger sollte die starke Streitmacht, die Friedrich Wilhelm I
geschaffen, zu größeren Eroberungen verhelfen.
II. Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
§ 83.
Zlriedrichs des Großen Jugend und erste Wate«.
1. Friedrich vor seinem Regierungsantritt. Friedrich der
Große, der Sohn Friedrich Wilhelms I, wurde am 24. Januar
1712 geboren. In seiner früheste» Kindheit war nach damaliger
Sitte eine Französin seine Erzieherin; von seinem 7. Jahre
an wurde feine Erziehung von Männern geleitet, denen der
König vorgeschrieben hatte, den Kronprinzen zum guten Christen,
sparsamen Hauswirt, vor allem aber zum tüchtigen Soldaten
heranzubilden. Sehr frühe wurde der Prinz zu strengen mili-
tischen Übungen angehalten. Aber das unaufhörliche Exer-
zieren gewährte seinem lebhaften Geiste keine Befriedigung:
61Jsich lieber mit französischen Büchern, mit Dichtkunst
und Flotenspiel. Das war dem derben Sinne des Vaters,
fcxx/'i*6 ^Mtmzosm, die Poeterei und Querpfeiferei" haßte"
höchlich zuwider; er meinte, sein Sohn „mache sich nichts aus
Andrä. Geschichtlicher Leitfaden. 7