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am Stroh. „Kind Gottes,“ sagte der Räuber, „ich möchte meinem
armen Thiere da, das sich noch dunkel an den Auszug der Kinder
Israel aus Aegypten erinnern kann, wohl auch ein so gutes Futter
gönnen, wie das Eurige haben muß dem Aussehen nach. Wenn's
Euch recht ist, so wollen wir tauschen. Ihr habt doch keine geladene
Pistole bei Euch, aber ich.“ Der Quäker dachte bei sich selbst:
„Was ist zu thun? Wenn alles fehlt, so hab' ich zu Haus noch
ein zweites Pferd, aber kein zweites Leben.“ Also tauschten sie mit
einander, und der Räuber ritt auf dem Roß des Quäkers nach
Haus, aber der Quäker führte das arme Thier des Räubers am 10.
Zaum. Als er aber gegen die Stadt und an die ersten Häuser
kam, legte er ihm den Zaum auf den Rücken und sagte: „Geh' vor—
aus, Lazarus, du wirst deines Herrn Stall besser finden als ich.“
Und so ließ er das Pferd vorausgehen und folgte ihm nach, Gasse ein,
Gasse aus, bis es vor einer Stallthüre stehen blieb. Als es stehen 15.
blieb und nimmer weiter wollte, gieng er in das Haus und in die
Stube, und der Räuber fegte gerade den Ruß aus dem Gesicht mit
einem wollenen Strumpf. „Seid Ihr wohl nach Haus gekommen?“
sagte der Quäker. „Wenn's Euch recht ist, so wollen wir jetzt
unsern Tausch wieder aufheben, er ist ohnedieß nicht gerichtlich be- 20.
stätigt. Gebt mir mein Rößlein wieder, das Eurige steht vor der
Thür.“ Als sich nun der Spitzbube entdeckt sah, wollte er wohl oder
übel, gab er dem Quäker sein gutes Pferd zurück. „Seid so gut,“
sagte der Quäker, „und gebt mir jetzt auch noch zwei Thaler Ritt—
lohn; ich und euer Rößlein sind mit einander zu Fuß spaziert.“ 25.
Wollte der Spitzbube wohl oder übel, mußte er ihm auch noch zwei
Thaler Rittlohn bezahlen. „Nicht wahr, das Thierlein läuft einen
sanften Trab?“ sagte der Quäker.
5.—
168. Kannitverstan.
Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, Betrachtungen über 30.
den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und
zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel ge—
bratene Tauben für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem
seltsamsten Umweg kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam
durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntniß. Denn 35.
als er in diese große und reiche Handelsstadt, voll prächtiger Häuser,
wogender Schiffe und geschäftiger Menschen, gekommen war, fiel
ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf
seiner ganzen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch
keines erlebt hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderung dies
kostbare Gebäude, die sechs Kamine auf dem Dach, die schönen Gesimse
und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die
Thür. Endlich konnte er sich nicht entbrechen, einen Vorübergehen—
den anzureden. Guter Freund, redete er ihn an, könnt Ihr mir
nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dies wunderschöne Haus ge- 45.
hört mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternblumen und Levkoien?